Montag, 12. November 2007

A Greenling on Tour in the UK oder: finanzieller Selbstmord leicht gemacht

Ja grüß euch, meine Liebsten in der Heimat, I bin's wieder, da Grünling! Nachdem ich euch das letzte Mal aus dem Lazarett des grausamen Lebens berichtet habe, ist es nun wohl an der Zeit, euch mit frischen Abenteuern aus den dunklen Tiefen der englischen Metropolen und den windigen Gipfeln Wales' zu versorgen, natürlich um Eure Sucht nach Unterhaltung wissend.

So kam es zum ersten Gipfeltreffen der Größen aus der Heimat, der Grünling traf auf einen Kogler-Buam, noch dazu in dessen Revier, dem Moloch des Kapitals und des Konsums, London, Spielplatz der Queen und andrer Celebrities. Vor jenem Aufeinandertreffen der Gezeiten erkundete unser Held die Big City jedoch ein wenig auf eigene Faust, als Geheimagent der ländlichen ausländischen Bevölkerung, sich gewissenhaft mit Tageszeitung (Times oder Guardian - of course) als Einheimischer tarnend. Der Lockruf der Großstadt wurde auch vom Grünling erhört, der höhere Puls, der einer solchen Metropole innewohnt, ist ebenso omnipräsent wie faszinierend, man findet von Besuch zu Besuch mehr Gefallen daran, genießt das rege Treiben und versucht die Atmosphäre in sich aufzusaugen. Am Abend galt es selbstverständlich andere Dinge aufzusaugen, nachdem Stefan wiederholt beteuert hatte, dass man mit dem Alter einfach ruhiger werde, wurde eine furiose Runde durch Süd-London gestartet, die Leber wurde mittels durchsichtiger Flüssigkeiten betrogen und getäuscht, nur das Hirn ließ sich am frühen Morgen nicht mehr hinters Licht führen, selbst wenn die finale Destination den klingenden Namen: "Funky Monkey" trug. Tags darauf wollte sich das koglersche Denkzentrum auch partout nicht mehr daran erinnern, wie seine Transporthülle zwei Stunden lang von schwerem Schluckauf geplagt wurde, ein Fakt der den Grünling in den ein oder anderen Lachkrampf zwang. Die Verwunderung in den Gesichtern der wahren Londoner angesichts zweier taumelnder Österreicher, der eine sich vor Lachen krümmend, der andere mit seinem Schnaggale kämpfend, war somit mehr als verständlich.


Ebenso verständlich war die blasse Gesichtsfarbe des Grünlings am folgenden Abend, als dieser furchtlos wie eh und jede seine Mastercard-Abrechnung zu überprüfen pflegte, ganz großes Gefühlskino könnte man sagen. Aber wie pflegt der großmächtige Schöpfer des Grünling zu sagen: "Zohln tuan eh die Erben..". Da lebt sich's doch gleich unbeschwerter und da fürstlicher Besuch im Vereinigten Königreich erwartet wurde, wurden natürlich weder Kosten noch Mühen für einen entsprechenden Empfang gescheut. Erneut wurde London erkundet, Fast Food in Hülle und Fülle und Guiness in bescheidenem Ausmaß genossen, nur der abendliche Regen wollte nicht so recht ins Bild des sonnigen Englands passen. Der Umstand, dass in den letzten drei Wochen auf der regnerischen Insel stets die Sonne schien, ist als überaus positiv zu bewerten, angeblich die niedrigste Selbstmordrate seit Jahren, braun wird man jedoch nicht, soviel sei gewiss.

Wer meinen Blog jedoch einigermaßen gewissenhaft verfolgt, wird nun berechtigterweise nach der obligatorischen wöchentlichen Party fragen. Geduld, meine Lieben, ist eine Tugend, und in diesem Fall wird diese schnell belohnt. So wurde am Freitag zur großen Geburtstagsfeier meines spanischen Amigos, Toni, geladen, 25 Gäste in einem weit kleinerem Heim als dem Grünschen, wirklich amüsant. Dass jedoch gegen Mitternacht der Alkohol sich dem Ende neigte motivierte einige Gäste (wer das wohl war) zu durchaus mürrischen Gemütsäußerungen, schließlich hatte sich der Grünling doch gerade als Long-Island-Bartender etabliert und wollte soeben seiner Karriere so richtig Zunder verleihen. Der Geruch einer anderen Glut jedoch besänftigte jedoch zahlreiche Gemüter und so konnte gegen drei Uhr kichernd die Heimreise angetreten werden. Vor Ort wurde in bekannter Manier der Kühlschrank vergewaltigt, die Küche geschändet, der Magen befriedigt, ein Schlachtfeld des schlechten Geschmacks, Besteck sowieso überflüssig.

Am Wochenende stand die Erkundung des walisischen Teils des Landes auf dem Programm, zwei Mietwagen wurden mit neun recht illuster duftender Gestalten bestückt, der Linksverkehr tat sein bestes um sowohl Fahrern als auch Passagieren den Schlaf aus den Augen zu reiben. Nun ein besonderes Phänomen: Die Landschaft Englands verfügt über eine besondere Gabe, sie versucht sich nämlich unmittelbar nach der jeweiligen Landesgrenze an die Stereotypen, die sie selbst betreffen, anzupassen, so sieht Wales unmittelbar nach der Landesgrenze auch aus wie Wales, nämlich wirklich schön. Sanfte Grüne Hügel, eine Hundertschaft an Schafen an jeder Ecke, all dies in die bunten Farben des Herbstes und der Erde getaucht, ein Bild, dass man sehr lange genießen möchte. Als sehr heimelig und rustikal stellte sich auch unser Quartier heraus, eine Jugendherberge am viel zitierten Arsch der Welt in einem Nationalpark, next Shop ungefähr 10 Kilometer entfernt, und dieser von der Grundfläche einer Pudel-Hundehütte. Speziell angesichts der Stockbetten kamen im Grünling beinahe nostalgische Gefühle hoch, nachdem auch noch Trink- und andere intelligente Spiele exerziert wurden sowieso. Der Plan, am nächsten Tag möglichst früh aus den Federn zu kriechen und in Richtung Küste zu streben erwies sich daher auch etwas schwieriger als erwartet. Dank engagierter Fahrweise des Grünling in dessen japanischen Sportgaul und dem furchtlosen Germanen auf seinem heimatlichen Recken wurde die walisische Küste jedoch bald erreicht, mancher Passagier vermag von einem vermutlich lebenslangem Trauma zu berichten.

Aberythswyth hieß das Ziel unserer Reise, ein verschlafenes Örtchen mit eigener Universität, da wird einem Reading wirklich von Tag zu Tag sympathischer. Unser Grüppchen erklomm gar den örtlichen Berg, um den Wind, der von der rauen See übers Land zog, noch grimmiger entgegen blicken zu können und einen Eindruck über die Küsten zu bekommen. Zum Aufstieg wurde die Variante "Short-Cut" gewählt, also "grod-aufe", nicht unbedingt intelligent wie die Rückkehr über den tadellosen Wanderweg zeigen sollte. Als die Sonne schließlich ihren Arbeitstag beenden wollte, war es auch für uns an der Zeit, der Heimat entgegen zu strömen und schließlich noch kurz und heiter die Erlebnisse am häuslichen Tische revuepassieren zu lassen.

Das waren nun wieder meine Worte an Euch und an mich selbst, geliebte Leser, und ich hoffe, Euch ein wenig vom alltäglichen Konstruieren von Schneemännern abgelenkt zu haben.

In diesem Sinne, Schi Heil, der Grünling aus UK!

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