Nichts desto trotz begebe ich mich heute Nacht erneut in den hohen Norden, Schottland oder genauer Edinburgh lautet die Zieldestination, und man darf gespannt sein ob die Drachen in der gruseligsten aller Städte schon die roten Mäntel und weiße Bärte tragen. Was nun, so fragt ihr Euch zweifelsfrei, verschlagt den Dichter des Obskuren erneut in die Heimat der Highlander? Manchmal meint es das Leben einfach ein wenig zu gut mit dem Grünling, so wird zum großen Ausflug des ERASMUS-Volkes geladen, 60 Internationale in einem Nachtbus, bis auf die Zähne mit hauchdünnem Aluminium bewaffnet, jederzeit bereit zischend die Ladung zu zünden. Ziel des 72 Stunden-Trips? Irgendwo zwischen nicht vorhanden und unbekannt, Not gegen Elend auf höchstem Niveau also. Da freut sich der Grünling, aber wie, vor allem wo nach der Rückkehr eine gar erholsame Woche ins Haus steht, so steht nämlich der Besuch des geliebten Schwesterherzes in Begleitung ihres charmanten Hünen Bernhard und ihrer etwas vorlauten Mitstreiterin Fanziska auf dem Programm, ein nervöses Zittern ist somit wohl unausweichlich.
Erschwerend (speziell für die Physis Eures Botschafters) kommt hinzu, dass das Vierteljahrhundert ins Haus steht, das Fest wird alles, was Reading bisher an Studentenparties gesehen hat, in den Schatten stellen, Exzesse nicht gewünscht sonder verpflichtend. In der letzten Woche ist es etwas ruhiger geworden in unsrer illustren internationalen Kommune, so mussten Seminararbeiten Just-in-time abgeliefert werden, eine Disziplin, die der Grünling beherrscht wie nur ganz wenig Auserwählte, ein gewisser Herr Kogler darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.
Rechtzeitig zum Wochenende wurde ein Network junger Kärntner in London installiert, als ebenso unterhaltsame wie standhafte Mitstreiter verdienten sich die bezaubernde Stefanie und der eloquente Herr Michael ihre Sporen. Ihr vermögt gar nicht zu glauben, meine Lieben, wie gut es tut, im Kärntner Dialekt zu diskutieren, Schmäh zu führen, sich einfach wohl zu fühlen. Und wenn all dies in einem schönen Pub in Zentrum Londons seinen Ursprung findet, um dann im Hard-Rock Cafe an der Park Lane seine Fortsetzung und Ende zu finden, dann kann man durchaus von einem gelungen Abend sprechen, Adel verpflichtet eben. Der Sonntagsspaziergang durch Notting Hill würde in der deutschen Umgangssprache im konkreten Falle wohl als behutsames Auslüften bezeichnet werden, die erotische Verbal-Attacke eines - offensichtlich - Homosexuellen in einer Restauranttoilette am Camden-Market wohl eher als üble Laune Gottes. Aber seid versichert, so sprachlos war der Grünling schon lange nicht mehr.
Wie all seine Liebkinder erhielt jedoch auch der Grünling eine kleine Wiedergutmachung des Herrn im Himmel, der seine schwedischen Engel auf ein ERASMUS-Social entsandte. Dass die holde blonde Weiblichkeit dem Alkohol durchaus nicht abgeneigt zeigt, machte die Darbietung nur vergnüglicher. So konnte nämlich wieder mal das Phänomen der lauernden Löwen beobachtet werden, das Rudel der Gazellen umzingelnd, auf das erste leichte Opfer wartend, ein wahres fest für Soziologen und für den Grünling. Dieser tanzte mittlerweile dem traumlosen Schlaf entgegen, der ihn schließlich gegen fünf Uhr ereilen sollte, Uni musste Tags darauf wirklich nicht sein.
Die Heimat naht jedoch mit riesen Schritten, das Leben zieht im Zeitraffer vorbei, und ich genieße es. Umso mehr werde ich wohl meine Tage in der Heimat und in eurem Dunstkreis, meine Lieben, genießen, und all Eure Lebensfreude in mich aufsaugen, um auch Weiterhin für Eure Unterhaltung mit meinen kurzen Impressionen zu sorgen.
Meine Verehrung, der Grünling!
Meine Verehrung, der Grünling!
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