Freitag, 30. November 2007

Das Leiden des jungen Grünling - Oder: Warum das Leben gar so schön ist...

Grüß Euch, Geschöpfe der Liebe oder Ausgeburten des Zufalls in der Heimat, der Grünling meldet sich wieder mit einem kurzen, jedoch standesgemäßen Report. Zu Beginn muss wieder a bissl getschentscht werden, der junge Herr Grün ist nämlich ein wenig müde, gar gezeichnet von den Abenteuern, die er allem voran Euch, meine Lieben, zuliebe gerade zu fanatisch sucht. Zwar scheint es manchmal als würden nicht unbedingt alltägliche Situationen euren Botschafter in der Ferne aus eigenem Antrieb heimsuchen, manchmal hegt der Erzähler jedoch Zweifel ob er nicht aus einem der Unterhaltung seiner Lieben verpflichteten Urinstinkt das Skurrile sucht und wie wir alle wissen auch zielstrebig findet.


Nichts desto trotz begebe ich mich heute Nacht erneut in den hohen Norden, Schottland oder genauer Edinburgh lautet die Zieldestination, und man darf gespannt sein ob die Drachen in der gruseligsten aller Städte schon die roten Mäntel und weiße Bärte tragen. Was nun, so fragt ihr Euch zweifelsfrei, verschlagt den Dichter des Obskuren erneut in die Heimat der Highlander? Manchmal meint es das Leben einfach ein wenig zu gut mit dem Grünling, so wird zum großen Ausflug des ERASMUS-Volkes geladen, 60 Internationale in einem Nachtbus, bis auf die Zähne mit hauchdünnem Aluminium bewaffnet, jederzeit bereit zischend die Ladung zu zünden. Ziel des 72 Stunden-Trips? Irgendwo zwischen nicht vorhanden und unbekannt, Not gegen Elend auf höchstem Niveau also. Da freut sich der Grünling, aber wie, vor allem wo nach der Rückkehr eine gar erholsame Woche ins Haus steht, so steht nämlich der Besuch des geliebten Schwesterherzes in Begleitung ihres charmanten Hünen Bernhard und ihrer etwas vorlauten Mitstreiterin Fanziska auf dem Programm, ein nervöses Zittern ist somit wohl unausweichlich.


Erschwerend (speziell für die Physis Eures Botschafters) kommt hinzu, dass das Vierteljahrhundert ins Haus steht, das Fest wird alles, was Reading bisher an Studentenparties gesehen hat, in den Schatten stellen, Exzesse nicht gewünscht sonder verpflichtend. In der letzten Woche ist es etwas ruhiger geworden in unsrer illustren internationalen Kommune, so mussten Seminararbeiten Just-in-time abgeliefert werden, eine Disziplin, die der Grünling beherrscht wie nur ganz wenig Auserwählte, ein gewisser Herr Kogler darf an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.



Rechtzeitig zum Wochenende wurde ein Network junger Kärntner in London installiert, als ebenso unterhaltsame wie standhafte Mitstreiter verdienten sich die bezaubernde Stefanie und der eloquente Herr Michael ihre Sporen. Ihr vermögt gar nicht zu glauben, meine Lieben, wie gut es tut, im Kärntner Dialekt zu diskutieren, Schmäh zu führen, sich einfach wohl zu fühlen. Und wenn all dies in einem schönen Pub in Zentrum Londons seinen Ursprung findet, um dann im Hard-Rock Cafe an der Park Lane seine Fortsetzung und Ende zu finden, dann kann man durchaus von einem gelungen Abend sprechen, Adel verpflichtet eben. Der Sonntagsspaziergang durch Notting Hill würde in der deutschen Umgangssprache im konkreten Falle wohl als behutsames Auslüften bezeichnet werden, die erotische Verbal-Attacke eines - offensichtlich - Homosexuellen in einer Restauranttoilette am Camden-Market wohl eher als üble Laune Gottes. Aber seid versichert, so sprachlos war der Grünling schon lange nicht mehr.


Wie all seine Liebkinder erhielt jedoch auch der Grünling eine kleine Wiedergutmachung des Herrn im Himmel, der seine schwedischen Engel auf ein ERASMUS-Social entsandte. Dass die holde blonde Weiblichkeit dem Alkohol durchaus nicht abgeneigt zeigt, machte die Darbietung nur vergnüglicher. So konnte nämlich wieder mal das Phänomen der lauernden Löwen beobachtet werden, das Rudel der Gazellen umzingelnd, auf das erste leichte Opfer wartend, ein wahres fest für Soziologen und für den Grünling. Dieser tanzte mittlerweile dem traumlosen Schlaf entgegen, der ihn schließlich gegen fünf Uhr ereilen sollte, Uni musste Tags darauf wirklich nicht sein.

Die Heimat naht jedoch mit riesen Schritten, das Leben zieht im Zeitraffer vorbei, und ich genieße es. Umso mehr werde ich wohl meine Tage in der Heimat und in eurem Dunstkreis, meine Lieben, genießen, und all Eure Lebensfreude in mich aufsaugen, um auch Weiterhin für Eure Unterhaltung mit meinen kurzen Impressionen zu sorgen.

Meine Verehrung, der Grünling!

Donnerstag, 22. November 2007

Der Kommissar geht um...Oder: der Grünling schreibt im Fieber

Von schweren Krämpfen geplagt saß der Kommissar im dunklen Erker seiner Unterkunft, fiebernd nach der Ursache seines Leides suchend. Was war geschehen, seit er vor 10 Tagen seinen Urlaub angetreten hatte? Hatte ihn jemand vergiftet, ihn, den mittelmäßigen Kommissar, den alle nur Mr. Green nannten? Wie zur Bestätigung seines Verdachtes ließ eine Sturmböe den Regen prasselnd gegen seine Fensterscheiben schlagen. Erschreckt fuhr der Kommissar zusammen, zitternd griff er nach seinem Notizbuch, dass ihn stets auf seinen Wegen durchs Leben begleitete. Nur langsam konnten seine Augen ein scharfes Bild seiner Notizen liefern, der Schweiß stand ihm vor Anspannung und Konzentration in Perlen auf der Stirn.

Alles hatte - wie üblich - ganz harmlos begonnen. Nachdem Mr. Green einen internationalen Straftäter gefasst und dessen Auslieferung in die Niederlande überwacht hatte, bat sein Vorgesetzter zum Gespräch unter vier Augen. Der Kommissar ahnte bereits was sein Chef ihm vorschlagen würde: Urlaub. Nachdem er sich anfangs gegen die bestimmenden Worte gestemmt hatte, reichte ein kurzer Blick in den Spiegel um seine Meinung zu revidieren. Tiefe Augenringe und Falten auf der Stirn gingen Hand und Hand mit einem Gesicht, das keinerlei Vergleich mit einer weißen Wand hinsichtlich seiner Farbtiefe scheuen musste, sanft schimmernd erahnte man die blauen Blutgefäße unter dem spärlichen 3-Tages-Bart. Seufzend trat Mr. Green den wohlverdienten Urlaub an, 10 Tage der Erholung und Entspannung sollten es werden, es kam jedoch - wie üblich - ganz anders.

Bereits am zweiten Tage rief bereits einer seiner Freunde aus der französischen Provinz, Gildas, zur offiziellen Geburtstagsfeier, es galt ein Vierteljahrhundert zu feiern, ein Umstand, der den Kommissar durchaus nachdenklich stimmte. So sollte er selbst nur wenige Wochen darauf diesen Freudentag begehen was wie jedes Jahr wieder viele Fragen aufwarf: Hatte er sein Leben bis jetzt vergeudet? Warum hatte er noch nicht mehr erreicht? Warum war er immer noch nicht erwachsen geworden? Im Urlaub, so dachte sich Mr. Green, der in seiner Freizeit Christoph hieß, sind solche Fragen jedoch unangebracht, eine mögliche Beantwortung wurde auf ungewisse Zeit vertagt. Ehrlich gesagt wäre der hartgesottene Polizist auch nicht mehr zu rationellen Gedankengängen fähig gewesen als er die Party seines Kumpanen verließ. Wie üblich war das Bier viel zu schnell zur Neige gegangen, das Nationalgetränk der Russen war aus den Untiefen des Gefrierschrankes aufgetaucht und hatte dem Kommissar einen King-Kong auf die Schulter gesetzt, so quasi als Dolmetscher für das unter dem Vodka leidende Englisch des Schnüfflers. In jener undefinierten Sprache versuchte er schließlich den Partygästen seinen Gemütszustand näher zu bringen, dass der Erfolg ausblieb mag nun wenig zu verwundern. Auf dem Nachhauseweg wurden schließlich Sternbilder analysiert, worunter Laternen und Aussenspiegel ebenso zu leiden hatten wie die spannungslose Transporthülle der Seele des Kommissars.


Der nächste Tag galt dem eigentlichen Ziele des Urlaubs, nämlich der Erholung, die Aufgabe wurde bravourös mit der Hilfe zahlreicher DVDs gemeistert. Tags darauf sollte jedoch bereits die nächste Attacke auf das Wohlbefinden Mr. Greens stattfinden, auf der örtlichen Universität war zum Konzert geladen worden und als wahrer Kulturliebhaber konnte sich der Kommissar diese Darbietung der hohen Gesangeskunst nicht entgehen lassen. Um den Abend nicht ohne erheiternde Gesellschaft verbringen zu müssen, wurde eine Runde knallharter Cops zum Feste geladen, ob sie nun spanischer, niederländischer, deutscher oder gar österreichischer Nationalität waren. Noch bevor die ersten Schallwogen aus den zahlreichen Speakern ertönt waren, waren unsere Ritter des modernen Rechts dazu übergegangen, all die furchtbaren Erlebnisse ihrer Dienstzeit von der menschlichen Festplatte zu löschen. Als schließlich zwei bezaubernde Engel die Bühne betraten, kannte der Jubel auch schon keine Grenzen mehr, es wurde applaudiert und gejubelt, was den Rest des Publikums manchmal ziemlich irritiert zurückließ. Viel zu schnell hatten die Bands - zugegebener Maßen nicht sonderlich einfallsreichen - Kreationen zum Besten gegeben und die Mannen etwas enttäuscht zurück gelassen. Grund genug, das Formatieren im heimischen Wohnzimmer fortzusetzen, bis der niederländische Kollege sich immer stärker farblich von der Couch absetzte und sich schließlich als lebende menschliche Fontäne in der Küche inszenierte, ganz großes Kino. Auch der Blick des Kommissars war bereits getrübt worden, er zeigte bereits leichte Anzeichen einer Vergiftung, doch traute er keinem seiner Untermieter eine Attacke auf seine Gesundheit zu.


Diese ritt Christoph bereits am nächsten Morgen, als zum Frühstück zum klassischen Tag zwei bei Bier und Chilli geladen wurde, ein gewisse Sentimentalität durchfuhr den Urlauber, die Heimat, die er vor langer Zeit verlassen hatte, schien plötzlich greifbar nah, mag auch am Gerstensaft gelegen haben. Der Stand des Blutalkohols ließ sich am Nachmittag schließlich an der Größe der Augen eines eintreffenden Gastes (eine begabte junge Fotografin aus deutschen Landen) eines der Untermieter ableiten, die biergeschwängerte Luft lag schwer über den Räumlichkeiten des Kommissars. So wurde schließlich doch ausgenüchtert, ein durchaus schwieriges Unterfangen, speziell wenn gegen Mitternacht ein Club gestürmt wird, wenn auch nicht in SWAT-Manier. Als Mr. Green als jene verdächtigen Gestalten musterte, die stark wankend und zu fünzig Prozent mit Minirock bekleidet über die Tanzfläche wankten, spürte er erneut die schwere, kalte Pranke des schlechten Gewissens auf der Schulter, King Kong braucht auch seinen Urlaub, of course. Der Sonntag wurde dem eigentlichen Sinne des Wortes Entspannung zugeführt, inklusive Kinobesuch, ein durchaus teures Unterfangen im regnerischen England, auch wenn speziell die amerikanische und spanische Marschverpflegung die Kosten in die Höhe trieben.


Der Sonnenschein war England in der folgenden Woche auch weiterhin untreu geblieben, die Gemüter der internationalen Wohngemeinschaft hatten sich gewissenhaft an das Grau der Umwelt angepasst, auch Mr. Green verfiel einem gewissen Schwermut, speziell als ihm zur Gewissheit wurde, dass er für einen freizeitlichen Wettkampf im Projekt-Management einen Anzug benötigen wurde. So wurde das wohl hoffentlich bald eintreffende Geburtstagsgeld, so quasi die Weihnachtsremuneration, bald an den Kommissar überwiesen, war sein neuer schwarzer Anzug doch nicht unbedingt ein Schnäppchen gewesen.



Als es schließlich zum Showdown des Wettkampfes kommen sollte, meldeten sich bereits schwere Krämpfe im Körper Mr. Greens, eisern wurde jedoch 4 Stunden vor der kritischen Jury präsentiert und argumentiert, wobei in diesem Falle vier englische Mitstreiter dem Kommissar zur Seite standen. Während der Preisverleihung war der körperlich Zustand schon klar am Gesichtsausdruck des tapferen Kommissars abzuleiten, der Verdacht einer toxischen Vergiftung kam in ihm auf. Hatte jemand versucht, seine Chancen auf den Gewinn des Wettbewerbs zu mindern und ihn aus den Rennen zu werfen? War es gar der milliardenschwere Juror (1,3 Milliarden Pfund Privatkapital - irre!!) mit seiner charmanten Art und glitzernden Armbanduhr (noch irrer, ein wahres Arsenal an Diamanten) gewesen, um seiner Gruppe die Geschäftsidee zu stehlen? Oder war es das Thunfischsandwich, dass nicht unbedingt den frischesten Eindruck gemacht hatte? Gerade als die Lösung so nah schien, wurde das Ergebnis verkündet, ein knapper zweiter Platz unter vierzig Mannschaften stand zu Buche, mögliche Finanzierung inklusive. Wie in Zeitlupe schleppte sich der Kommissar auf die Bühne, mit schwachem Blick und kalten, feuchten Händen die Gratulationswünsche entgegennehmend.

An den Feierlichkeiten konnte Mr. Green nicht mehr teilnehmen, viel zu attraktiv erschien ihm das Badezimmer in seiner Sterilität und Abgeschiedenheit, zumal die Euphorie seines Teams auch mit dem Scheitern der englischen Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation zu kämpfen hatte. Es war der Thunfisch gewesen, alle anderen Möglichkeiten waren unserm Exekutivorgan zu vage, zu obskur. Vielleicht waren es aber einfach die schwindenden Kräfte, die Mr. Green an einer erfolgreichen Klärung des Falles zweifeln ließen.

Doch der Kommissar wird wiederkommen meine Lieben, wird vielleicht in anderer Form von seinen Erlebnissen im englischen Winter erzählen, so gilt auch dieser kleine Krimi, der am Ende zwar nicht spannend aber hoffentlich unterhaltend war, nur als weitere Fingerübung des Grünling, auf der Suche nach Stil und Sinn seiner Schreibereien.


Hochachtungsvoll, Mr. Green.

Montag, 12. November 2007

A Greenling on Tour in the UK oder: finanzieller Selbstmord leicht gemacht

Ja grüß euch, meine Liebsten in der Heimat, I bin's wieder, da Grünling! Nachdem ich euch das letzte Mal aus dem Lazarett des grausamen Lebens berichtet habe, ist es nun wohl an der Zeit, euch mit frischen Abenteuern aus den dunklen Tiefen der englischen Metropolen und den windigen Gipfeln Wales' zu versorgen, natürlich um Eure Sucht nach Unterhaltung wissend.

So kam es zum ersten Gipfeltreffen der Größen aus der Heimat, der Grünling traf auf einen Kogler-Buam, noch dazu in dessen Revier, dem Moloch des Kapitals und des Konsums, London, Spielplatz der Queen und andrer Celebrities. Vor jenem Aufeinandertreffen der Gezeiten erkundete unser Held die Big City jedoch ein wenig auf eigene Faust, als Geheimagent der ländlichen ausländischen Bevölkerung, sich gewissenhaft mit Tageszeitung (Times oder Guardian - of course) als Einheimischer tarnend. Der Lockruf der Großstadt wurde auch vom Grünling erhört, der höhere Puls, der einer solchen Metropole innewohnt, ist ebenso omnipräsent wie faszinierend, man findet von Besuch zu Besuch mehr Gefallen daran, genießt das rege Treiben und versucht die Atmosphäre in sich aufzusaugen. Am Abend galt es selbstverständlich andere Dinge aufzusaugen, nachdem Stefan wiederholt beteuert hatte, dass man mit dem Alter einfach ruhiger werde, wurde eine furiose Runde durch Süd-London gestartet, die Leber wurde mittels durchsichtiger Flüssigkeiten betrogen und getäuscht, nur das Hirn ließ sich am frühen Morgen nicht mehr hinters Licht führen, selbst wenn die finale Destination den klingenden Namen: "Funky Monkey" trug. Tags darauf wollte sich das koglersche Denkzentrum auch partout nicht mehr daran erinnern, wie seine Transporthülle zwei Stunden lang von schwerem Schluckauf geplagt wurde, ein Fakt der den Grünling in den ein oder anderen Lachkrampf zwang. Die Verwunderung in den Gesichtern der wahren Londoner angesichts zweier taumelnder Österreicher, der eine sich vor Lachen krümmend, der andere mit seinem Schnaggale kämpfend, war somit mehr als verständlich.


Ebenso verständlich war die blasse Gesichtsfarbe des Grünlings am folgenden Abend, als dieser furchtlos wie eh und jede seine Mastercard-Abrechnung zu überprüfen pflegte, ganz großes Gefühlskino könnte man sagen. Aber wie pflegt der großmächtige Schöpfer des Grünling zu sagen: "Zohln tuan eh die Erben..". Da lebt sich's doch gleich unbeschwerter und da fürstlicher Besuch im Vereinigten Königreich erwartet wurde, wurden natürlich weder Kosten noch Mühen für einen entsprechenden Empfang gescheut. Erneut wurde London erkundet, Fast Food in Hülle und Fülle und Guiness in bescheidenem Ausmaß genossen, nur der abendliche Regen wollte nicht so recht ins Bild des sonnigen Englands passen. Der Umstand, dass in den letzten drei Wochen auf der regnerischen Insel stets die Sonne schien, ist als überaus positiv zu bewerten, angeblich die niedrigste Selbstmordrate seit Jahren, braun wird man jedoch nicht, soviel sei gewiss.

Wer meinen Blog jedoch einigermaßen gewissenhaft verfolgt, wird nun berechtigterweise nach der obligatorischen wöchentlichen Party fragen. Geduld, meine Lieben, ist eine Tugend, und in diesem Fall wird diese schnell belohnt. So wurde am Freitag zur großen Geburtstagsfeier meines spanischen Amigos, Toni, geladen, 25 Gäste in einem weit kleinerem Heim als dem Grünschen, wirklich amüsant. Dass jedoch gegen Mitternacht der Alkohol sich dem Ende neigte motivierte einige Gäste (wer das wohl war) zu durchaus mürrischen Gemütsäußerungen, schließlich hatte sich der Grünling doch gerade als Long-Island-Bartender etabliert und wollte soeben seiner Karriere so richtig Zunder verleihen. Der Geruch einer anderen Glut jedoch besänftigte jedoch zahlreiche Gemüter und so konnte gegen drei Uhr kichernd die Heimreise angetreten werden. Vor Ort wurde in bekannter Manier der Kühlschrank vergewaltigt, die Küche geschändet, der Magen befriedigt, ein Schlachtfeld des schlechten Geschmacks, Besteck sowieso überflüssig.

Am Wochenende stand die Erkundung des walisischen Teils des Landes auf dem Programm, zwei Mietwagen wurden mit neun recht illuster duftender Gestalten bestückt, der Linksverkehr tat sein bestes um sowohl Fahrern als auch Passagieren den Schlaf aus den Augen zu reiben. Nun ein besonderes Phänomen: Die Landschaft Englands verfügt über eine besondere Gabe, sie versucht sich nämlich unmittelbar nach der jeweiligen Landesgrenze an die Stereotypen, die sie selbst betreffen, anzupassen, so sieht Wales unmittelbar nach der Landesgrenze auch aus wie Wales, nämlich wirklich schön. Sanfte Grüne Hügel, eine Hundertschaft an Schafen an jeder Ecke, all dies in die bunten Farben des Herbstes und der Erde getaucht, ein Bild, dass man sehr lange genießen möchte. Als sehr heimelig und rustikal stellte sich auch unser Quartier heraus, eine Jugendherberge am viel zitierten Arsch der Welt in einem Nationalpark, next Shop ungefähr 10 Kilometer entfernt, und dieser von der Grundfläche einer Pudel-Hundehütte. Speziell angesichts der Stockbetten kamen im Grünling beinahe nostalgische Gefühle hoch, nachdem auch noch Trink- und andere intelligente Spiele exerziert wurden sowieso. Der Plan, am nächsten Tag möglichst früh aus den Federn zu kriechen und in Richtung Küste zu streben erwies sich daher auch etwas schwieriger als erwartet. Dank engagierter Fahrweise des Grünling in dessen japanischen Sportgaul und dem furchtlosen Germanen auf seinem heimatlichen Recken wurde die walisische Küste jedoch bald erreicht, mancher Passagier vermag von einem vermutlich lebenslangem Trauma zu berichten.

Aberythswyth hieß das Ziel unserer Reise, ein verschlafenes Örtchen mit eigener Universität, da wird einem Reading wirklich von Tag zu Tag sympathischer. Unser Grüppchen erklomm gar den örtlichen Berg, um den Wind, der von der rauen See übers Land zog, noch grimmiger entgegen blicken zu können und einen Eindruck über die Küsten zu bekommen. Zum Aufstieg wurde die Variante "Short-Cut" gewählt, also "grod-aufe", nicht unbedingt intelligent wie die Rückkehr über den tadellosen Wanderweg zeigen sollte. Als die Sonne schließlich ihren Arbeitstag beenden wollte, war es auch für uns an der Zeit, der Heimat entgegen zu strömen und schließlich noch kurz und heiter die Erlebnisse am häuslichen Tische revuepassieren zu lassen.

Das waren nun wieder meine Worte an Euch und an mich selbst, geliebte Leser, und ich hoffe, Euch ein wenig vom alltäglichen Konstruieren von Schneemännern abgelenkt zu haben.

In diesem Sinne, Schi Heil, der Grünling aus UK!

Donnerstag, 1. November 2007

Halloween oder: ein Grünling in Ketten

Schmerzen plagen den Grünling - und es ist nicht nur die seelische Pein, die den Erzähler aufgrund seines literarischen Mulitorganversagens in Form eines Märchen durch die Glieder fährt - nein, es sind auch körperliche Schmerzen. Was verursacht nun das große Leid, das dem Grünling so zusetzt? Nun, meine Lieben, ihr seid schuld an meinem Dilemma, doch genauere Ausführungen meines Selbstmitleids kann ich erst am Ende mit euch teilen.


Denn es gibt eine Menge zu erzählen, euer liebster Aussendienstmitarbeiter auf der Insel hat wirklich keinerlei Kosten und Mühen gescheut um Euch wieder mit Anekdoten meines ERASMUS-Urlaubs zu versorgen, vergnügtes Grunzen inklusive, once again. Nachdem ich also wohlbehütet aus dem Hohen Norden zurückgekehrt war, musste meine Wiederkehr natürlich ausreichend gefeiert werden. Ein kleines Konzert lockte uns am Freitagabend in die Innenstadt und endlich wurde mir die erste englische Schlägerei zuteil, wirklich eine furiose Blutoper mit extrem hohem fpm-Level (= fuck per minute), wie es kein Hooligan-Film besser darstellen könnte. Angesichts des mir dargebrachten Lebenssaftes dürstete es mir sofort nach einem Snakebite, eine kuriose Mischung aus Strawberry-Juice mit Bier, farblich in Richtung des Rots zart blühender Rosen tangierend. Jenes furiose Rot passte auch gut zur Stimmung innerhalb des Pubs, und die Musik tat ihr übriges, schließlich lies der intonierte Lärm jederzeit Rückschlüsse auf die Wahl der Narkotika zu, muss wohl jede Menge Speed gewesen sein. Macht aber nix, macht gar nix, nach einer Stunde war ich regelrecht in die Theke verschraubt und musste beziehungsweise vermochte nur noch den Oberkörper Richtung meiner etwas planlosen Konversationspartner zu drehen und diese mit Sinnlosigkeiten überhäufen.

Mein Gemütszustand am folgenden Morgen/Mittag war doch ein recht deutlicher Hinweis auf die Anzahl der Snakebites und Whiskeys, Brieftasche sowieso. Aber was macht der Grünling wenn ihm übel ist? Genau, er organisiert eine Party. So lädt er etwa 30 zum Feste, in der Hoffnung dass möglichst wenige kommen mögen, schließlich ist sein Heim nur bedingt geeignet für ein solche Anzahl an Gästen. Unglücklicherweise wagte keiner der inzwischen liebgewonnen Kumpanen aus aller Herren Länder seine Teilnahme abzusagen, einem furiosen Abend stand somit nichts mehr im Wege. Schließlich platzte unser Tempel aus allen Nähten, die Küche wurde zum Pub und der Living Room zur Chill-Out-Area umfunktioniert, der Dachboden diente mehr dem körperlichen Glück mancher Gäste, zumindest wurde dies dem Grünling so zugetragen. Dieser amüsierte nämlich zu späterer Stunde seine Gäste mit seinen Versuchen, gefrorenen Orangensaft in sein Wodka-Glas zu schütten, um man munkelt dass es wohl eine halbe Stunde gebraucht haben mag, bis die Flüssigkeit den Hauch einer orangen Färbung erreichte. Zudem gab der Grünling seine besten Anekdoten in seinem besten Oxford-English zum Besten, ein Gedicht für Fans des gesellschaftlichen Selbstmords, aber man kann ja nicht aus seiner Haut. Als bereits die Sonne über die sanften Hügel Englands strich und sie in ein sanftes Morgenrot tauchte, konnten die letzten Überlebenden schließlich geborgen und aus dem Haus geworfen werden, die Party des Jahres hatte ein versöhnliches Ende gefunden, auch wenn der Grünling und der Couchsessel bereits zu einer eigenartigen Symbiose transformiert waren.
Am Sonntag wurden schließlich die Wunden geleckt, der Boden geschrubbt und die Flaschen gezählt, well done! Um unsere Englisch-Kenntnisse weiter zu forcieren, wurden schließlich typisch englische DVDs als Nachhilfelehrer herangezogen, ob man jedoch wirklich eine so hohen fpm-Faktor (ja den kennt ihr schon) in einer Konversation wählen sollte wird wohl noch eine Weile im Dunkel des englischen Lifestyle verborgen bleiben.


Montags stand erneut eine Birthday-Party auf dem Programm, es wurde im Haus dreier entzückender weiblicher Wesen aus unsrem liebsten Nachbarland gefeiert, es waren wohl wieder mehr als zwanzig Leut zugegen, ein wirklich rundum gelungener Abend, wirklich schön das ganze. Da ich gegen Ende der Festlichkeiten jedoch etwas zuviel am Zaziki genascht hatte, war der nächste Morgen erneut etwas durchwachsen, meine Gegenwart wurde definitiv lieber gemieden als gesucht, gesellschaftlicher Selbstmord, Klappe die zweite.

Doch all dies konnte den Helden dieses Märchens nicht davon abhalten, am gestrigen Mittwoch dem schauderlichsten aller Feste zu frönen, dem Halloween. So zogen mein House-Mate Angelika und ich aus, um mit unserem morbiden Make-up die Uni-Party zu erobern, doch die Kreativität der englischen Landsleute war doch etwas ausgeprägter als erwartet, sodass wir nur bei den Vorfeierlichkeiten etwas auffallen konnten. Auch war der Titel meiner Verkleidung, "The death of Rave-Music" wohl etwas zu subtil gewählt und auf gar keinen Fall nachvollziehbar, inmitten all der Werwölfe und Trolle so quasi die Ausgeburt der Unauffälligkeit. Die holde Weiblichkeit glänzte jedoch wie immer durch die Wahl äußerst spärlicher Textilien, ein italienischer Kollege fühlte sich gar zu folgendem Satz animiert: "They don't use Halloween to dress like witches, they are just dressed like bitche!". Subjektiv empfinde ich diese Meinung etwas übertrieben, man gewöhnt sich ja schließlich an alles. Da angesichts der enormen Menschenmassen der Ansturm auf die Theken diese im Chaos versinken ließ, musste intellegentes Drinking-Management betrieben werden, sprich kleine Gläser mit erhöhtem Alkoholgehalt, eine Disziplin, die dem Grünling nicht unbedingt liegt, welche er aber doch passioniert verfolgt. So wurde erneut getanzt bis zur Sperrstunde, schließlich musste der Heimweg eingeschlagen werden.

Und nun erfahren wir mehr über die Plagen des jungen Grüns, eine Geschichte wie sie nur das Leben schreiben kann. Unglücklicherweise neigt der Grünling dazu, am Heimweg einem inneren Zwang zum Urinieren in fremde Gärten zu folgen, nicht unbedingt freiwillig, schließlich sind Windeln aus der Mode nowadays. So sichtet euer literarischer Botschafter eine wunderschöne Auffahrt, mit prächtigem Garten, wunderbar gepflegt, der wahre Luxus eines Strauchpinklers. Euphorisch schoss der Grünling aus den Startlöchern, zielsicher auf die Auffahrt und die persönliche Erleichterung zusteuernd. Doch plötzlich schienen sich Himmel und Erde zu überschlagen und in rasender Geschwindigkeit abzuwechseln, vor schmerzend stöhend kam der Körper des Grünling schließlich in der Auffahrt zum Stillstand. Doch was zum Teufel, möchtet ihr euch jetzt fragen, hat den Grünling dazu bewogen, die Schottermischung in der Auffahrt ausgerechnet mit Hilfe seiner Haut zu analysieren? Nun, wer England kennt, mag bereits eine leichte Vorahnung verspüren, denn es ist hier durchaus üblich, Ketten vor die Auffahrt zu spannen, die selbst ein Ungetüm wie der Grünling nicht zu zerreisen vermag, sie dienen vielmehr als Katapult und Abschussrampe für einen herrlichen Salto-Mortale. Ich hoffe inständig, eure Schadenfreude kennt im Gegensatz zu derer meiner House-Mates Grenzen, ihr schäbiges Lachen klingt auch heute noch in meinen Ohren, Gott sei Dank vermag ich auch über mich selbst zu lachen.
Doch auch wenn mir heute die Glieder schmerzen, so bin ich doch froh, dass mir mein Leid ermöglicht, euch wieder ein bisschen zu erheitern und sei es nur ein Schmunzeln an einem dunklen und kalten Wintertag. Bis bald, meine Lieben, forever yours, Mr. Green.