Atmet auf, meine Lieben! Der Grünling ist zurück, schreibenderweise, mit einer Fülle neuer Ideen und Geschichten! Da ich jedoch um das bedingungslos hohe Niveau meiner Leser weiß und daher befürchte, euch mit der immer gleichen Art meiner Erzählungen zu langweilen, habe ich beschlossen diesmal ein anderes Format zu wählen. Ein Format, dass jeder von Euch tief in sich mit sich trägt, ist diese Form der Erzählung doch essentieller Baustein unserer Kindheit, das Märchen.
So geschah es vor nicht allzu langer Zeit, dass sich folgende Geschichte im hohen Norden Englands zutrug, eine Geschichte voller tiefer Wälder und Seen, voller Mythen und Geheimnisse. So zogen die Helden unseren Märchens nach kurzer Absprache mit Robin Hood von den Wäldern Nottinghams aus um Nessie, das schier unverwundbare Monster, das tief in den Gewässern des Loch Ness hauste, aufzustöbern und zu erlegen. Wie waren nun die Namen dieser tapferen, ja schier furchtlossen Genossen? Lichtgestalt und Held der Geschichte war 207, ein Ritter französischer Abstammung, dessen Erzeuger beschlossen hatten, ihre Kinder zu nummerieren anstatt mit aufwändigen Namen zu versehen, ein furchtloser Geselle (eine Eigenschaft, die Franzosen nur selten nachgesagt wird) blauen Blutes. Ebenso tapfer stand ihm sein Knappe TomTom zur Seite, weithin bekannt für seinen ausgeprägten Orientierungssinn und sein Talent, sowohl die Sprache als auch das Geschlecht innerhalb weniger Sekunden zu wechseln. Ebenso wusste TomTom stets einen Rat in Bezug auf Unterkunft oder Labstätten, man sollte schließlich nicht ermüdet oder gar hungerleidend dem Monster Aug in Aug gegenüberstehen, ein Fehler der schon einigen Kriegern das Leben kostete.
Wie passt nun jedoch der Grünling in diese Geschichte, mag sich so mancher schon die Augenbrauen hebend und schulterzuckend gefragt haben? Nun, der Grünling und die bunte Susi waren den Helden ohne dessen Kenntnis stets zur Seite, wie kleine Elfen oder Zwerge, so klein, dass 207 und TomTom sie nie erkennen konnten und sich nur wunderten, warum sie manchen Tags so energiegeladen aus ihrem wohlverdienten Schlaf erwachten. Dies ist der Grund, warum der Grünling euch nun diese Geschichte zu erzählen vermag.
Eiligen Schrittes zogen unsere Helden durchs Land, zahlreiche einsame Täler und Hügel, die nur von einigen Schafen bevölkert zu sein schienen, querend. Als schließlich die schwarze Luft - so wurde die Nacht im Märchenland genannt - ins Land zog, war es für 207 und TomTom an der Zeit, ein sicheres Quartier zu suchen. Ähnlich Josef und Maria, Helden eines ganz anderen Märchens, zogen sie von Haus zu Haus und fanden schließlich ein reizendes Quartier im Städtlein Edinburgh, dass vor allem durch die pinke Farbgebung der Wände und Liegestätten zu überzeugen wusste. Vom Hunger geplagt wurde das Örtchen, dessen Gebäude und Architektur aus längst vergangenen Zeiten zu stammen schienen, nach Wirtschaften durchsucht und schließlich fand sich ein uriges Pub wo Brandtwein und schottisches Essen kredenzt wurde. Besonders einer der Zwerge, den manche richtigerweise als den Grünling identifiziert haben mögen, war dem Brandtwein ebenso zugetan und spürte ein kleines Feuer in sich lodern. Wohlgestärkt fielen unsere mutigen Protagonisten in die Federn um am nächsten Tag das Örtchen genauer zu erkunden und vielleicht mehr über das Monster zu erfahren. Die zahlreichen Kirchtürme und Schlösser legten nämlich den Verdacht nahe, dass zahlreiche Drachen zugegen sein mögen, und so waren 207 und TomTom wenig überrascht, als ein freundliches Exemplar ihren Weg am folgenden Tag kreuzte. Auch der Drachen - sein Name war Lonely Planet - hatte bereits vom sagenumwobenen Monster gehört und war selbst voller Furcht vor dem unbekannten Wesen. Er nannte die Stadt Glasgow als mögliche Quelle neuerer Informationen, weshalb unsere Helden etwas misstrauisch den Pfad zur Hochburg der fussballsüchtigen Schotten einschlugen.
Während des beschwerlichen Weges mussten sie zudem feststellen, dass sie keineswegs die einzigen furchtlosen Kämpfer waren, die dem Monster entgegentreten wollten, es hatte sich ein wahrer Gungung, so werden Staus im Märchenland genannt, gebildet, wodurch bereits die schwärze Luft 207 und TomTom umgab als sie Glasgow erreichten. Erneut mussten Unterkunft und Pub gesucht werden, beides etwas problematisch angesichts des Champions-League Match der heimischen Mannschaft. Um nicht negativ aufzufallen wurde eilig das obligatorische Guiness konsumiert und in die ortsüblichen Schlachtengesänge eingestimmt, wiederum ein besonderes Vergnügen für den guten Geist und Erzähler dieser Geschichte. Die Erzählungen, die die Ortsansässigen über das Monster zu berichten wussten, ließen 207 jedoch im Mark erzittern, obwohl ein irritierendes Lächeln die Münder der Erzähler umspielte.

Tags darauf wurde der Weg beschwerlicher, die Landschaft im Norden des Märchenlandes war gebirgiger, manche Gipfel schienen gar schier unerreichbar, Abenteurer sprechen von Gipfeln über Tausend Meter über dem Meeresspiegel, unbelievable. (Ein gewisser Herr Messner wäre wohl in der Lage dieses Gebirgsketten auf den Händen gehend zu durchqueren - Erschwerend könnte man ihm als einzige flüssige Wegzehrung Whiskey gereichen - Yeti-Sichtungen wären somit obligatorisch) Durchzogen wird diese malerische Gebirgslandschaft von zahlreichen Löchern - so werden die Seen im Märchenland genannt - die sowohlklingende Beinamen wie Lochy, Fyne oder Luchmond tragen. TomTom spürte die Gefahr bereits, lange bevor sie ihr Ziel erreichten. Der längste, tiefste und geheimnissvollste aller Seen, Loch Ness, lag in trügerischer Ruhe und einen gewissen Sanftmut ausstrahlend inmitten der Wälder, ein Sanftmut gleich dem sanften Hinabgleiten in das Reich des Todes nach einer erotischen Nacht, lockend, und doch soviel Gefahr in sich bergend.
Die Helden waren bereit für den Kampf, die Muskeln gespannt bis in die letzte Faser, sogar der Bierbauch des Grünling schien etwas straffer als üblich.
Plötzlich bewegte sich ein schier gewaltiger Schatten unter der Wasseroberfläche, bedrohlich, schnell, wie eine Raubkatze, die ihr Opfer durchs Dickicht taxiert, spielt, bevor sie zum finalen Sprung ansetzt. Eine riesige Flutwelle vor sich herschiebend erschien das Ungetüm auf dem schwarzen Gewässer und 207 und TomTom konnten sich ein kleines Kichern nicht verkneifen. Kichern werdet ihr euch nun fragen? Ist das die Bezeichnung für feuchte Hosen im Märchenland? Nein, meine Lieben, keineswegs, es war die etwas plumpe Erscheinung des Monsters, die unsere Helden zum Lachen verleitete. Ein Gummientchen schier unbegreiflichen Ausmaßes war erschienen, keineswegs jenes den Tod bringende Geschöpf des Teufels das sie erwartet hatten. Doch sind nicht jene Feinde, die ihr wahres Gesicht verbergen, jene, die am gefürchtetsten sind?
So war es auch in diesem Falle nur ein kurzer Anflug von Heiterkeit,
das Entchen war bereits in die Kampfposition gewechselt und ein Hagel spitzer Projektile hagelte aus dessen Kloake auf die Schilder unserer Helden wieder, ohne jedoch seine gefürchtete Geheimwaffe zu offenbaren. Da keiner der Helden über einen Jagdschein verfügte zeigten sich 207 und TomTom machtlos ausgeliefert, fieberhaft suchten sich nach einer effektiveren Waffe gegen das Ungeheuer als die kleinen Steine, die sich ihm entgegenwarfen. Unverhofft hob das Entchen schließlich seine Flügel und eine ganze Armee von Minientchen ruderte unseren Helden entgegen.
So war es auch in diesem Falle nur ein kurzer Anflug von Heiterkeit,
Der Kampf schien verloren, zwar waren die Minientchen nicht so schlagkräftig wie ihre Mutter, doch auch die kleinen Zähnchen bohrten sich schmerzhaft durch die Rüstung unserer Krieger während der Steinhagel nur durch kurze Pausen unterbrochen wurde. In scheinbar aussichtsloser Lage erkannte TomTom jedoch die einzige Schwachstelle jener gelben Kreatur der Hölle, so zeigten nur die Steine Wirkung, die vorher 2 mal auf dem Wasser aufgechipt waren. Während nun TomTom versuchte den Steinhagel und die Miniatur-Kriegerentchen auf sich zu lenken, gelang es 207 das Entchen schwer zu verwunden, immer mehr Geschosse trafen ihr Ziel. Schließlich schrie das Entchen ein letztes Mal ohrenbetäubend auf, ehe es in der dunklen Tiefe verschwand. Erschöpft, aber erleichtert fielen sich unsere Helden in die Arme, der schlimmste aller Feinde war besiegt, eine neue Legende war geboren, der Job als Märchenheld erledigt. Böse Zungen munkeln jedoch, dass das Biest sich nur in die Tiefen des Lochs zurückgezogen hat um seine Wunden auszuheilen und weiterhin zu lauern, auf neue Opfer, Unschuldige Seelen, vielleicht auch auf Euch meine Lieben.
Und die Moral von der Geschicht? Manche können Märchen erzählen, manch andre leider nicht. Im diesen Sinne ersuche ich um Feedback eurerseits, meine Lieben, um euren Botschafter auf der Insel mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zugegebnermaßen wäre die Wahl einer anderen Gestalt wohl passender für ein Sinnbild des Bösen gewesen, das Ende schwächelt ohnehin gewaltig.
So verbleibe ich hochachtungsvoll, Euer Grünling!