Samstag, 27. Oktober 2007

Once upon a time...

Atmet auf, meine Lieben! Der Grünling ist zurück, schreibenderweise, mit einer Fülle neuer Ideen und Geschichten! Da ich jedoch um das bedingungslos hohe Niveau meiner Leser weiß und daher befürchte, euch mit der immer gleichen Art meiner Erzählungen zu langweilen, habe ich beschlossen diesmal ein anderes Format zu wählen. Ein Format, dass jeder von Euch tief in sich mit sich trägt, ist diese Form der Erzählung doch essentieller Baustein unserer Kindheit, das Märchen.

So geschah es vor nicht allzu langer Zeit, dass sich folgende Geschichte im hohen Norden Englands zutrug, eine Geschichte voller tiefer Wälder und Seen, voller Mythen und Geheimnisse. So zogen die Helden unseren Märchens nach kurzer Absprache mit Robin Hood von den Wäldern Nottinghams aus um Nessie, das schier unverwundbare Monster, das tief in den Gewässern des Loch Ness hauste, aufzustöbern und zu erlegen. Wie waren nun die Namen dieser tapferen, ja schier furchtlossen Genossen? Lichtgestalt und Held der Geschichte war 207, ein Ritter französischer Abstammung, dessen Erzeuger beschlossen hatten, ihre Kinder zu nummerieren anstatt mit aufwändigen Namen zu versehen, ein furchtloser Geselle (eine Eigenschaft, die Franzosen nur selten nachgesagt wird) blauen Blutes. Ebenso tapfer stand ihm sein Knappe TomTom zur Seite, weithin bekannt für seinen ausgeprägten Orientierungssinn und sein Talent, sowohl die Sprache als auch das Geschlecht innerhalb weniger Sekunden zu wechseln. Ebenso wusste TomTom stets einen Rat in Bezug auf Unterkunft oder Labstätten, man sollte schließlich nicht ermüdet oder gar hungerleidend dem Monster Aug in Aug gegenüberstehen, ein Fehler der schon einigen Kriegern das Leben kostete.
Wie passt nun jedoch der Grünling in diese Geschichte, mag sich so mancher schon die Augenbrauen hebend und schulterzuckend gefragt haben? Nun, der Grünling und die bunte Susi waren den Helden ohne dessen Kenntnis stets zur Seite, wie kleine Elfen oder Zwerge, so klein, dass 207 und TomTom sie nie erkennen konnten und sich nur wunderten, warum sie manchen Tags so energiegeladen aus ihrem wohlverdienten Schlaf erwachten. Dies ist der Grund, warum der Grünling euch nun diese Geschichte zu erzählen vermag.


Eiligen Schrittes zogen unsere Helden durchs Land, zahlreiche einsame Täler und Hügel, die nur von einigen Schafen bevölkert zu sein schienen, querend. Als schließlich die schwarze Luft - so wurde die Nacht im Märchenland genannt - ins Land zog, war es für 207 und TomTom an der Zeit, ein sicheres Quartier zu suchen. Ähnlich Josef und Maria, Helden eines ganz anderen Märchens, zogen sie von Haus zu Haus und fanden schließlich ein reizendes Quartier im Städtlein Edinburgh, dass vor allem durch die pinke Farbgebung der Wände und Liegestätten zu überzeugen wusste. Vom Hunger geplagt wurde das Örtchen, dessen Gebäude und Architektur aus längst vergangenen Zeiten zu stammen schienen, nach Wirtschaften durchsucht und schließlich fand sich ein uriges Pub wo Brandtwein und schottisches Essen kredenzt wurde. Besonders einer der Zwerge, den manche richtigerweise als den Grünling identifiziert haben mögen, war dem Brandtwein ebenso zugetan und spürte ein kleines Feuer in sich lodern. Wohlgestärkt fielen unsere mutigen Protagonisten in die Federn um am nächsten Tag das Örtchen genauer zu erkunden und vielleicht mehr über das Monster zu erfahren. Die zahlreichen Kirchtürme und Schlösser legten nämlich den Verdacht nahe, dass zahlreiche Drachen zugegen sein mögen, und so waren 207 und TomTom wenig überrascht, als ein freundliches Exemplar ihren Weg am folgenden Tag kreuzte. Auch der Drachen - sein Name war Lonely Planet - hatte bereits vom sagenumwobenen Monster gehört und war selbst voller Furcht vor dem unbekannten Wesen. Er nannte die Stadt Glasgow als mögliche Quelle neuerer Informationen, weshalb unsere Helden etwas misstrauisch den Pfad zur Hochburg der fussballsüchtigen Schotten einschlugen.
Während des beschwerlichen Weges mussten sie zudem feststellen, dass sie keineswegs die einzigen furchtlosen Kämpfer waren, die dem Monster entgegentreten wollten, es hatte sich ein wahrer Gungung, so werden Staus im Märchenland genannt, gebildet, wodurch bereits die schwärze Luft 207 und TomTom umgab als sie Glasgow erreichten. Erneut mussten Unterkunft und Pub gesucht werden, beides etwas problematisch angesichts des Champions-League Match der heimischen Mannschaft. Um nicht negativ aufzufallen wurde eilig das obligatorische Guiness konsumiert und in die ortsüblichen Schlachtengesänge eingestimmt, wiederum ein besonderes Vergnügen für den guten Geist und Erzähler dieser Geschichte. Die Erzählungen, die die Ortsansässigen über das Monster zu berichten wussten, ließen 207 jedoch im Mark erzittern, obwohl ein irritierendes Lächeln die Münder der Erzähler umspielte.

Tags darauf wurde der Weg beschwerlicher, die Landschaft im Norden des Märchenlandes war gebirgiger, manche Gipfel schienen gar schier unerreichbar, Abenteurer sprechen von Gipfeln über Tausend Meter über dem Meeresspiegel, unbelievable. (Ein gewisser Herr Messner wäre wohl in der Lage dieses Gebirgsketten auf den Händen gehend zu durchqueren - Erschwerend könnte man ihm als einzige flüssige Wegzehrung Whiskey gereichen - Yeti-Sichtungen wären somit obligatorisch) Durchzogen wird diese malerische Gebirgslandschaft von zahlreichen Löchern - so werden die Seen im Märchenland genannt - die sowohlklingende Beinamen wie Lochy, Fyne oder Luchmond tragen. TomTom spürte die Gefahr bereits, lange bevor sie ihr Ziel erreichten. Der längste, tiefste und geheimnissvollste aller Seen, Loch Ness, lag in trügerischer Ruhe und einen gewissen Sanftmut ausstrahlend inmitten der Wälder, ein Sanftmut gleich dem sanften Hinabgleiten in das Reich des Todes nach einer erotischen Nacht, lockend, und doch soviel Gefahr in sich bergend.

Die Helden waren bereit für den Kampf, die Muskeln gespannt bis in die letzte Faser, sogar der Bierbauch des Grünling schien etwas straffer als üblich.
Plötzlich bewegte sich ein schier gewaltiger Schatten unter der Wasseroberfläche, bedrohlich, schnell, wie eine Raubkatze, die ihr Opfer durchs Dickicht taxiert, spielt, bevor sie zum finalen Sprung ansetzt. Eine riesige Flutwelle vor sich herschiebend erschien das Ungetüm auf dem schwarzen Gewässer und 207 und TomTom konnten sich ein kleines Kichern nicht verkneifen. Kichern werdet ihr euch nun fragen? Ist das die Bezeichnung für feuchte Hosen im Märchenland? Nein, meine Lieben, keineswegs, es war die etwas plumpe Erscheinung des Monsters, die unsere Helden zum Lachen verleitete. Ein Gummientchen schier unbegreiflichen Ausmaßes war erschienen, keineswegs jenes den Tod bringende Geschöpf des Teufels das sie erwartet hatten. Doch sind nicht jene Feinde, die ihr wahres Gesicht verbergen, jene, die am gefürchtetsten sind?

So war es auch in diesem Falle nur ein kurzer Anflug von Heiterkeit, das Entchen war bereits in die Kampfposition gewechselt und ein Hagel spitzer Projektile hagelte aus dessen Kloake auf die Schilder unserer Helden wieder, ohne jedoch seine gefürchtete Geheimwaffe zu offenbaren. Da keiner der Helden über einen Jagdschein verfügte zeigten sich 207 und TomTom machtlos ausgeliefert, fieberhaft suchten sich nach einer effektiveren Waffe gegen das Ungeheuer als die kleinen Steine, die sich ihm entgegenwarfen. Unverhofft hob das Entchen schließlich seine Flügel und eine ganze Armee von Minientchen ruderte unseren Helden entgegen.
Der Kampf schien verloren, zwar waren die Minientchen nicht so schlagkräftig wie ihre Mutter, doch auch die kleinen Zähnchen bohrten sich schmerzhaft durch die Rüstung unserer Krieger während der Steinhagel nur durch kurze Pausen unterbrochen wurde. In scheinbar aussichtsloser Lage erkannte TomTom jedoch die einzige Schwachstelle jener gelben Kreatur der Hölle, so zeigten nur die Steine Wirkung, die vorher 2 mal auf dem Wasser aufgechipt waren. Während nun TomTom versuchte den Steinhagel und die Miniatur-Kriegerentchen auf sich zu lenken, gelang es 207 das Entchen schwer zu verwunden, immer mehr Geschosse trafen ihr Ziel. Schließlich schrie das Entchen ein letztes Mal ohrenbetäubend auf, ehe es in der dunklen Tiefe verschwand. Erschöpft, aber erleichtert fielen sich unsere Helden in die Arme, der schlimmste aller Feinde war besiegt, eine neue Legende war geboren, der Job als Märchenheld erledigt. Böse Zungen munkeln jedoch, dass das Biest sich nur in die Tiefen des Lochs zurückgezogen hat um seine Wunden auszuheilen und weiterhin zu lauern, auf neue Opfer, Unschuldige Seelen, vielleicht auch auf Euch meine Lieben.
Und die Moral von der Geschicht? Manche können Märchen erzählen, manch andre leider nicht. Im diesen Sinne ersuche ich um Feedback eurerseits, meine Lieben, um euren Botschafter auf der Insel mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Zugegebnermaßen wäre die Wahl einer anderen Gestalt wohl passender für ein Sinnbild des Bösen gewesen, das Ende schwächelt ohnehin gewaltig.
So verbleibe ich hochachtungsvoll, Euer Grünling!

Freitag, 19. Oktober 2007

Highlander IV


Seid gegrüßt, Fans, Freunde und sonstige Konsorten! Kurzerhand habe ich mich entschlossen, ein weiteres Puzzle-Teilchen meinem literarischen Gesamtkunstwerk hinzuzufügen, muss jedoch gleich zu Beginn anmerken, dass der heutige Blog mehr aus einer Verlegenheit denn aus einem starken kreativen Bedürfnis resultiert. Diese Verlegenheit ist euer Verdienst meine Lieben, eure positiven Beurkundungen animieren mich zumindest wöchentlich meine Erlebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unglücklicherweise bin ich in der nächsten Woche nämlich in den schottischen Highlands zugange, wodurch ich nicht in der Lage sein werde, euch, meinen Vertrauten in der Heimat, das ein oder andere vergnügte Grunzen zu entlocken. So schreibe ich schon heute, die Erlebnisse der letzten Tage schildernd, um meiner von schlechtem Gewissen geplagten Seele ein wenig Frieden zu gönnen.



Was bewegt nun den Grünling dazu, stilecht im Kilt und das Schwert schwingend durch die Highlands zu streifen? Ist es der Drang, dem schottischen Tod - in unseren Landen banalerweise unter dem Synonym Whiskey firmierend - ins Auge zu blicken und ihm am Ende doch lachend von der Schaufel zu springen? Mag sein, dass dies ebenso Teil meiner Überlegungen war, doch vielmehr ist wieder einmal der Abenteurer in mir erwacht, ähnlich Quigley dem Australier, am Ende jedoch doch bloß Grünling, der Österreicher.


So habe ich in dieser Woche den ersten Schritt zur Versöhnung mit dem englischen Verkehrssystem gewagt, im Gegenzug für meinen guten Willen wurde mir ein fahrbarer Untersatz zur Seite gestellt, eine Tat, die meine Stimmung bedeutend zu heben vermochte. Da man sich - und speziell ich - im Leben ja fast gar nichts gönnt, fiel die Wahl auf eine durchaus respektable japanische Sportlimousine, wunderbar spontan am Gas und wunderbar direkt zu lenken, was der erste Randstein ausgangs eines Kreisverkehrs ebenfalls zu bestätigen vermag. Nachdem ich also die Reifen und Felgen auf ihre Stabilität getestet hatte, konnte die erste Etappe Richtung Küste in Angriff genommen werden. Als weiser Schachzug erwies sich bereits nach kurzer Fahrtdauer der Umstand, dass ich eine falsche Adresse bei der Vermietungsagentur angegeben hatte, obwohl ich den Empfänger wirklich um das schöne Foto auf der Autobahn beneide. Erstes Reiseziel war ob des klingenden Namens Winchester, ein Örtchen dass sich wohl nicht für alle Zeiten in meinem Gedächtnis verankern wird, was auch für Southampton gilt. So ist die dortige Universität zwar überaus schön, das Stadtzentrum jedoch mit seiner direkten Nähe zum Container-Hafen eher von einer industriellen Aura umgeben. Der Weg gen Westen ist jedoch wirklich eine Reise wert, die kleinen winkelingen Straßen, die wie feine Linien die großflächigen Pferdegestüte und Wellness-Oasen voneinander trennen, repräsentieren für mich das typisch englische Landschaftsbild. Als schließlich vom Strand aus auch noch ein Blick auf die so berühmten Klippen möglich, war mein Glück beinahe perfekt, Tagesziel erreicht. Besonders angetan war ich auch vom Namen des Örtchens an der Küste, der wohl nur unter vorgehaltener Hand genannt werden darf und in Gegenwart eines Touristen aus der offensichtlichen Zielgruppe ein absolutes No-Go darstellt: Waiting-Room to Heaven. Da ich Vertrauen in Eure Intelligenz hege, ist wohl jegliche Erklärung überflüssig.


Nach der Rückkehr ins geliebte Häuslein nahm ich meine kleinen Schäfchen an der Hand und rückte mit selbigen zum mitternächtlichen Shopping aus, ein Erlebnis der besonderen Art. Es hat etwas Gespenstisches um diese Uhrzeit durch die Korridore eines riesigen Supermarktes zu wandern, ein Zombie aus dem Gefrierschrank würde einen kaum verwundern, man muss ja offen sein für alles, vielleicht sind die ja auch ganz nett. Nach unserer kleinen Shoppingtour hatte der sportliche Japaner schwer zu ziehen, die 160 Gäule hatten durchaus Mühe die mit viel Flüssigkeit beladene Fuhre in Richtung Heimat zu bemühen. Leider hege ich Zweifel, dass die erworbenen Reserven allzu lange anhalten, obwohl ich im Zuge einer Party bei Freunden gestern die Möglichkeit genutzt habe, durch fremde Kühlschränke zu wildern. Als mir schließlich auch noch der süßliche Geruch im Garten meiner lieben Kollegen in die Nase stieg war die Party über jeglichen Zweifel erhaben, James is the guy for REAL smokers you know?!

Grazer Studienkollegen können sich, so befürchte, das Bild ausmalen, dass ich heute auf der Uni hier abgegeben habe, als Titel würde ich wohl "zerstreuter Haufen Elend in viel zu schönen Kleidern" wählen. Im Zuge des Vortrages kam ich jedoch langsam wieder zu Sinnen und die andere Seele in mir, die des Wirtschafters, jubilierte, als ihre Tranporthülle den Ausführungen eines Selfmade-Billionaires lauschte, sehr beeindruckend das.


Nächste Woche, same time, same station gibts detailierte Ausführungen über die Eroberung Schottlands durch einen einzigen Österreicher mit seinem stolzen Rosse!






Yours sincerely, embassador of your hearts: The Greenling

Montag, 15. Oktober 2007

England for World Champion!



Nach fast einer Woche ohne Meldung meldet sich nun der Grünling mit erhobenen Hauptes und voller Stolz zurück aus England. Soeben wurde meine Präsentation zur besten des Tages gewählt, Sprachbarrieren hin oder her. Somit steht wohl endgültig fest, dass in England auch nur mit Wasser gekocht wird, mit ziemlich verkalktem sogar.

Der interessierte Leser mag sich nun denken, was will dieser schnöde Tastaturvergewaltiger mit seinem Eigenlob, ist doch zum Kotzen, ich will Stories, Dramen und Kuriositäten. Geduld, meine Lieben, war schon immer eine Tugend, und auch wenn ich sie sehr schätze, so habe ich sie doch nie geliebt. So fahre ich nun fort mit einem weiteren Schwank aus meiner rasch schwindenden Jugend, als euer Botschafter auf der grünen Insel, Ritter eurer von banaler Literatur verletzten Seelen.


Es grenzt beinahe an ein Wunder, aber am Sonntag wurde der erste alkoholfreie Tag absolviert, eine Wohltat für meine geschundenen Organe, eine Katastrophe für die Pubs in der Region. Wenig verwunderlich ist es nun jedoch, dass ich Schwierigkeiten habe, die Erlebnisse der letzten Woche chronologisch korrekt wiederzugeben, man verzeihe mir bitte etwaige Ungereimtheiten. Zur Wochenmitte hin war das obligatorische ERASMUS-Meeting auf dem Programm, diesmal leider weniger durch den interkulturellen Austausch als durch die Rudelbildung etwaiger Sprachfamilien geprägt, in gewissem Sinne eine Einladung vom schalen Bier auf die smootheren Spirituosen umzusteigen und den deutschen Nachbarn die österreichische Aussprache etwas näher zu bringen. So kam es, dass es mir unmöglich ist, an jenem Abend den Heimweg genauer zu beschreiben, abgesehen von der Tatsache, dass ich einen erhebliche Summe Pfund Sterling für diesen eingbüßt habe, was wohl auf eine kleine Taxi-Sightseeing-Tour schließen lässt. Shame on you Grünling!

UND: Ich hatte Kontakt! Kontakt zu Landsmännern, Österreichern, zwei besonders kuriosen Gestalten, die mich in ihrer Art, kuriose Geschichten im Austrian Englisch (hello Governeur!) zu erzählen, wohl ein bisschen an mich selbst erinnern. So kann ich in dieser Woche mit einer kleinen Anekdote aus dem Studentleben eines Herrn T. aus Kufstein euer Gemüt erheitern meine Lieben, eine Geschichte wie sie nur das Leben schreiben kann. Besagter Herr hatte nämlich beschlossen der Germain Society in Reading beizutreten, eine Verbindung für britische Deutsch-Studenten um den Mitgliedern das österreichische Vokabular, speziell im Bereich Schimpfwörter und Schlüpfrigkeiten, etwas näher zu bringen. Wie so mancher bereits richtig antizipiert haben mag, gehört eine solche Society nur bedingt zu den Anlaufpunkten für große Menschenmassen. Daher vermag es durchaus zu amüsieren, nicht aber zu verwundern, dass Herr T. einziger Teilnehmer der Pub-Tour neben dem Präsidenten des Vereins war. Was machen nun ein Brite und ein Österreicher nun, wenn sie sich weder kennen noch sonderlich viel zu sagen haben? Richtig, ordentlich einen Saufen. Innerhalb weniger Stunden war keiner Mitstreiten auch nur noch einer Sprache auf diesem Planeten mächtig, Mr. Präsident zog es gar in Erwägung sich in kniender Position vor einem durchaus gut besuchten Pubs in das Rinnsal zu übergeben. Dies wiederum missfiel unserem Freund aus den Bergen Tirols, weshalb er gut gelaunt die Heimreise antrat. Was nun geschah wird wohl niemals rekonstruierbar sein, denn Herr T. fand sich plötzlich in seinem Pijama gekleidet vor versperrter Tür des Studentenheimes wieder, bare-foot of course, bar jeder Erinnerung bezüglich der vergangen Stunden. Sehr unangenehm, das. So beschloss er kurzerhand, es Rumpelstielzchen gleichzutun und die nächsten vier Stunden durch die Vegetation des Campus zu tänzeln, um schließlich, diesmal einem lauernden Tiger gleich, im Gebüsch auf seine Chance zu lauern. Diese bot sich in Form einer britischen Studentin, die sichtlich schwankend um sieben Uhr morgens die Hall betreten wollte. Geschockt durch unseren Bit-Foot im Pijama wählte sie jenen Sing-Sang, den nur betrunkene Britinnen beherrschen, man wähnt sich in einer Gruppe Hooligans und nicht in der Gesellschaft einer jungen Dame. So kam es, dass Herr T. inzwischen eine fragwürdige Berühmtheit erlangt hat, thx god it wasn't me.



England hatte seinen großen Tag jedoch am Samstag, als die Rugby-Nationalmannschaft durch einen Sieg gegen Frankreich ins Weltmeisterschafts-Finale einzog. Glücklicherweise wurde mir dieses Ereignis in einem zum Bersten gefüllten Pub zu teil, und diese Euphorie und Begeisterung, vor allem aber auch dieser Stolz wird in Österreich wohl auch weiterhin ein Ding der Unmöglichkeit bleiben. Speziell wenn ich die heimischen Zeitungsberichte bezüglich unserer Fußball-National-Elf in Betracht ziehe. So hatte ich eine durchaus eine respektable Gänsehaut, als 300 verrückte Briten sich an die Brust griffen und lauthals die Queen huldigten. Der Sieg wurde in hoher Perfektion zelebriert, um jedoch nicht in den massiven Gestalten zu Staub zermahlen zu werden, zog es uns in einen Underground-Club im Stadt-Zentrum. Das Purple Turple ist ein Moloch der Kulturen, Schmelztegel verschiedenster Musikrichtungen und vermutlich auch Narkotika. Im Keller wurde feinster Drum'n'Bass dargeboten, Musik wie ein ICE auf Speed (gilt auch für die meisten am Dancefloor), dargeboten in einer Lautstärke die ohne große Umschweife dazu im Stande ist, den Herzrhythmus zu verändern. Vollends taub trat ich schließlich die Heimreise an, diesmal jedoch mit Hilfe meiner Füße, auch wenn diese angesichts eines weiteren Laufabenteuers wenig Begeisterung offenbarten.

Trotz der Tatsache, dass ich meine Zeit hier sehr genieße, mehren sich nun die Moment der Sehnsucht nach der Heimat, bekannten Gesichtern und Stimmen. Ihr fehlt mir, meine Lieben, doch bleibe ich euer Korrespondent im Vereinigten Königreich, versorge Euch auch weiterhin mit Stories und Dramen. Yours sincerely - Mr. Green..

Dienstag, 9. Oktober 2007

Dancing Stars oder: der Tag des Fliegenfängers



Das Land ist in einen dichten Vorhang aus Nebel und Nebel gehüllt, die Luftfeuchtigkeit hat die Sonne erfolgreich in die Schranken gewiesen und mittendrin stapft ein kleiner Österreicher durch die Wassermassen. England ist englisch, that's for sure, Wetter sowieso. Trotzdem war das Wochenende ein weiterer Erfolg in Richtung Akklimatisation, ich vermag bereits meine Mitbewohner und diverse englische Besucher mit meinem gespielten Londoner Akzent zu begeistern, mit meinem Tanzstil jedoch weniger, Details jedoch später.



Der Grünling hat sein neues Heim bezogen und wie es der Zufall so haben wollte hat der Häuptling der Truppe auch das schönste Zimmer erhalten, dies gilt jedoch nur, solang kein Hochwasser unsere Straße in einen Spielplatz kleiner Nemos verwandeln sollte. Auch im neuen Haus sind wir übrigens auf eine besonders listige Art der Spezies Vermieter getroffen, diesmal ein Weibchen aus dem Orient, bekannt für besondere List und Habgier. So befindet sich das Gebäude zwar in einem ausgezeichneten Zustand, dies gilt jedoch nicht für eine Vielzahl der Einrichtungsgegenstände, diese sind nämlich einfach noch nicht vorhanden (I'll gonna sort it out tomorrow guys!!). Trotzdem fühle ich mich wohl, ans gemeinsame Essen im Stehen gewöhnt man sich zusehends, inzwischen ist beinahe schon ein Ritual daraus geworden.

Am Freitag musste schließlich der gemeinsame Einstand im Haus zelebriert werden, so wurde selbstgemachtes Chili und Curry zum Mahle gereicht, den flüssigen Part übernahmen Bier und Cider, eine Kombination, die einem nach gewisser Zeit doch einen kleinen Affen auf die Schulter zu setzen vermag. Dieser kleine Affe mag sich mit der Zeit zum Gorilla entwickelt und mich zu meiner ersten sportlichen Betätigung in England verleitet haben. So nahm ich mir ein Herz und ein paar Lackschuhe um ganz entspannt zur nächsten Petrol Station zu sprinten, das Hirn wollte die mangelnde Kondition oder die bessere Konstitution meines spanischen Mitstreiters wohl einfach nicht wahrhaben. Resultat war ein Puls, ein Beat, der durch mein Gehirn rauschte, der auf jedem drum'n'bass - Festival den Verkauf von XTC-Tabletten verdoppeln würde. Doch das wohlwollende Lächeln von durstigen Partygästen vermag jeden drohenden Herzinfarkt in ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit umzuwandeln, es wurde gefeiert bis in die frühen Morgenstunden, eine Engländerin fühlte sich gar dazu bemüßigt unsere Sprachkenntnisse um Schimpfworte im Slang zu erweitern, man lernt ja fürs Leben.

Samstags wurde gechillt und der Bausatz der angelieferten Schreibtische in Angriff genommen. Ich sträube mich in diesem Kontext zwar etwas gegen die Verwendung des Wortes "Schreibtisch" - "a Nochtkastl fürn Laptop" kommt meines Erachtens der Wahrheit doch um einiges näher, der ambitionierte Student fragt sich gar, wie er wohl seine Diplomarbeit auf diesem Nichts verfassen solle, Gott sei Dank gehöre ich nicht zu diesem Menschenschlag. Am Abend wurde erneut gekocht, inzwischen hat sich eine gewisse Arbeitsteilung ergeben, die Herren der Schöpfung geben am Herd ihrer Kreativität den Auslauf den diese benötigt, während die Damen sich im Schaumbad beim Abwasch wälzen wie in pornografischen Videos (dies fällt wohl eindeutig in die Kategorie künstlerische Freiheiten). So wurde eine sehr englische Pasta mit Fleischbällchen in undefinierbarer Sauce zuzüglich einer vegetarischen Variante kredenzt, zum Erstaunen des Chefkochs wurden sämtliche Teller und Pfannen geleert, um schließlich die Innenstadt zu stürmen.

Zu Beginn des Abends hat jedoch der Gruppendynamik-Teufel wieder einmal zugeschlagen, niemand konnte sich durchringen eine klare Entscheidung wegen des Pubs/Clubs zu treffen, ein etwas die Contenance verlierender Grünling vermochte die Entscheidungsfindung jedoch erheblich zu steigern. Schließlich wurde eine bizarr anmutende Mischung aus Pub und Club erobert, man konnte also zwischen Folk- und Countrymusik einerseits als auch House-Music pendeln, sehr toll das Ganze. Vor allem meine Person war fast schon in zu überschwänglicher Laune aber vor allem die Mitstreiter aus Germany und UK brauchen manchmal eine Animation um aus sich heraus zu gehen. Da draußen war ich natürlich schon längst, und so konnten die internationalen Dancing-Stars eröffnet werden, die etwas statischen Deutschen einerseits, der swingende Niederländer, ein schilanglaufimmitierender Spanier andrerseits. Um diese bildgewordene Definition des Wortes Skurilität noch abzurunden benötigte es natürlich eines Österreichers, der versuchte alle Stile in Sich zu vereinen und wohl so etwas wie einen Flamenco-Fliegenfänger zum Besten gab. Doch um 5 war schließlich auch dieser Abend schon zu Ende, der Sonntag wurde zum Chillen verwendet, ein abendlicher Besuch im Pub ums Eck (very niiice) verlief einigermaßen ereignislos.

Etwas kurios verlief mein Start an der Universität, so hatte man mich in einen Erstsemestrigen Kurs für Kostenrechnung eingebucht, dargeboten von einer offensichtlich frigiden verbitterten englischen Professorin, die den raueren Umgangston bevorzugte. Außerdem fühlte ich mich im Kreise hysterischer 17 - 18jähriger auch etwas alt, jedes weiße Barthaar schien die Augen der Kommilitonen einzeln zu interessieren, haven't you got the Yeti, do you?? So kam es dass ich nach 5 min beschloss wohl nicht länger dem Verängstigen von Freshern beizuwohnen und mich stattdessen um andere Kurse zu bemühen, ein Unterfangen dass sich durchaus etwas in die Länge zu ziehen vermag. Trotzdem hoffe ich, so bald wie möglich einen interessanten Kurs besuchen zu dürfen, andernfalls konzentriere ich sämtliche Ressourcen natürlich auf meine Diplomarbeit, vermutlich sogar bis zur Party of Internationals heute Abend. In diesem Sinne, thx for paying attention, Yours sincerely, Christoph Grün!

Donnerstag, 4. Oktober 2007

A soup a day keeps the doctor away

Um den neuen Blog mit den Worten des werten Schneiderleins zu beginnen: Die Woche hat gut begonnen. Wirklich gut. Am Montag wurde unsere Multi-Kulti-Internationals-Truppe auf die englischen Studenten losgelassen, die gemeinsame Freshers-Week war ins Land gezogen und verwandelte den Campus in ein schlichtes Maturatreffen für British Students. Mit meinen beinahe 25 Lenzen werde ich eher mitleidig belächelt (must be a fool if he's still studying, isn't it?) als respektiert, mich eventuell mit einem Studienassistenten zu verwechseln erscheint doch den meisten zu abwegig. Es wird in jedem Falle viel geboten, man wird beinahe mütterlich umsorgt und mit Unmengen an Informationsmaterial beworfen, jeden Abend sucht man vergebens einen Altpapier-Container um die schwere Last wieder loszuwerden. Abends wurde dann unsere neue Bleibe besichtigt, obwohl das Survival-Camp doch sehr an Härte verloren hat (brauche keinen Kübel mehr um zu Duschen) ist es doch an der Zeit zu gehen, es mag sogar sein, dass ich die Skurilität des Lebens hier in den ersten Tagen durchaus vermisse. Die neue Unterkunft gleicht im direkten Vergleich einem Tempel der Lebensfreude, meine fünf Mitbewohner und ich sind schon voll Vorfreude auf unseren Einzug am Freitag, auch wenn es durchaus sein mag, dass zu diesem Zeitpunkt noch keinen Möbel vorhanden sind.

Natürlich erfordert jeder kleine und große Erfolg hier eine kleine oder große Feier, so bin ich nach mehreren Stationen schlussendlich in einem Dance-Club gelandet und dort wurden mir erneut die Augen geöffnet. Sobald die erste Druckwelle aus den Boxen dass Ohr erreicht und die Schallwellen kurz darauf folgen, wähnt man sich in einem psychotischen Musik-Video in dem jeder einzelne Statist seine verrückteste Seite zeigt. Nach zwei doppelten Bellevedere-Wodkas sah ich mich durchaus im Stande mich nahtlos unters Fußvolk zu mischen, es wollte mir jedoch nicht gelingen, sonderlich hervorzustechen.


Tags darauf erwachte ich wie inzwischen üblich ein bisschen verkatert, nur um mir schnellstmöglich meinen Berocca/Magnesium-Guten-Morgen-Drink zu verabreichen. Dieser stellt übringens neben Gemüse-Suppe mein Hauptnahrungsmittel dar, ich versuche somit ein bisschen die überaus erfolgreichen Mästbemühungen meiner Mutter vor der Abreise zu kompensieren. Positiver Nebeneffekt meiner Campbell Soup Diät ist dass mehr finanzielle Ressourcen für die essentiellen Dinge des Lebens bleiben, die ich wohl bitter benötigen werde, sollte mein Vermieter mir meine Kaution nicht rückerstatten. Unser Streit, der meinerseits in einem wunderschönen Arnold-Schwarzenegger-Englisch geführt wird, füllt den Rest meiner Zeit aus, Adrenalin-Schübe inklusive. Sollten meine Eltern fragen, was ich mir zum Geburtstag wünsch (unwahrscheinlich), so würde ich, anstatt einen Ferrari zu mieten wohl eher für einen Streit mit Mr. Hooper optieren. So übe ich derzeit die Rolle des Hausbesetzters, seinen Bemühungen mich gestern aus dem Haus zu entfernen blieben glücklicherweise erfolglos, sollte jedoch eine Hooligan-Truppe mit handlichen Sportgeräten auftauchen würde ich wohl das weite suchen, man muss ja nicht alles haben.


Mein holländischer Kollege und ich planen übrigens dem Debatier-Club beizutreten, ich freu mich schon sehr, eine hitzige Diskussion mit meinem englischen Wortschatz, begleitet von zahlreichen Nachdenkpausen, zu bereichern. Die Fülle an Verbindungen ist übrigens immens, von Schwertkämpfern in Ritterrüstungen über die Beer and Cider Foundation kann man so ziemlich allen Interessen in größerem Kreise frönen. Ein weiterer Meilenstein sorgt für große Erheiterung, die Sonne hat nun schon den zweiten Tag den Kampf gegen den Regen gewonnen, unglaublich wie sehr das Gemüt durch ein paar Sonnenstrahlen erheitetert wird, der Restaklkohol vermag natürlich auch einen kleinen Beitrag zu leisten. Nächste Woche gibts dann erneut Facts, Facts, Facts vom Grünling aus England, denk an Euch, Besuch ist jederzeit willkommen...