Freitag, 22. Februar 2008

The spiritual mastermind of Erasmus ODER: Der Grünling und seine Krieger

Der Ostwind trieb den Hochnebel emsig vor sich her, ließ die gewaltige graue Masse am Firmament tanzen und ebenso jenes Passagierflugzeug, dass euer Erzähler in der englischen Kälte erwartete. Seine dichten Brauen voll Argwohn zusammenkneifend stellte der Grünling seinen Mantelkragen hoch, zog das letzte mal an seiner Zigarette, ehe er sie in einer Geste der Gleichgültigkeit, die ein wenig zu einstudiert wirkte, zu Boden warf. Ein Nicken, dass seinem deutschen Kollegen Stefan galt, veranlasste diesen das gleiche zu tun, jedoch mit der wirklichen Gelassenheit eines Menschen, den so schnell nichts in seinen Manifesten erzittern lässt. Noch wusste er nicht, dass das, was da an Bord der Ryanair 737 am Himmel zirkulierte, sein Weltbild um ein beträchtliches Maß verschieben sollte.

Österreich, das Heimatland des Grünlings, hatte eine Delegation der Unbeugsamen und Furchtlosen gen britischer Insel entsand, eine Horde tödlicher Krieger, die sich als vorzeigbare Burschen im besten Alter zu tarnen verstanden. Nervös stand das Empfangskommittee in der Ankunftshalle, eine Szene die sich das drückende Schwarz-Weiß guter Western verdient hätte. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Erzählers als er den ersten seiner Krieger erspähte, Josè der Besonnene, ein Name, der für einen Krieger manchmal etwas zu harmlos klingt, ja beinahe banal klingt, doch wie wir alles wissen, sind jene Gewässer, die uns mit ihrer Ruhe beinahe magisch anziehen, manchmal die Gefährlichsten. Der breite Schatten, der sich hinter ihm ausbreitete, konnte seinen Ursprung nur in Chris, dem Waghalsigen haben, die englischen und deutschen Damen in Reading werden wissen, wovon der Grünling hier spricht. Komplettiert wurde das "wilde Gloat" durch Andi, der 007 der Truppe, stets ein Lächeln und eine unterhaltsame Geschichte parat, und trotzdem auch der Skorpion genannt, Erklärung wohl überflüssig.

Die innere Vorspannung, die Mr. Green seit mehreren Tagen etwas unruhig schlafen ließ, fiel jedoch mit der ersten Umarmung und dem ersten - wie es sich für uns Urzeitmänner gehört - österreichischen Gruppengegröle in sich zusammen und wich einem Gefühl der Geborgenheit, das einem wohl nur die Heimat und seine Freunde geben können. Da sich die Herren der Schöpfung im Flugzeug noch nicht ausreichend mit Gerstensaft gelabt hatten ("leider h0mma miaßn die Tische aufeklappen") wurden diese gleich in Richtung Parkplatz geführt wo gleich zweierlei Überraschung warten sollte. Erfreut rieb sich die Truppe die glasigen Augen angesichts jener schwarzen Mercedes S-Klasse in Langversion, auf die der Grünling zusteuerte, um jedoch im letzten Moment auf den Mini-Nissan in der farbe von Hustenzuckerl mit Orangengeschmack umzuschwenken. Freudige Erwartungen wurden daher von schallendem Gelächter abgelöst nur um schließlich von einem trockenen Zungenschnalzen angesichts des geöffneten Kofferraums abgelöst zu werden. Eine ansehnliche Menge verschweißter, grüner Alumniumkaraffen bot sich den dürstenden Geschöpfen dar, die Tränke war eröffnet und der Weg in Richtung London konnte angetreten werden.

Dass der vom Grünling optimistisch berechnete Vorrat den geöffneten Keelen der Gäste jedoch nicht das gewünschte Maß an Gegenwehr entgegenbringen konnte, überrascht den geneigten Leser vielleicht wenig. Dass die Krieger jedoch keinerlei Absicht hatten in London einzufallen sondern lieber Reading im Sturm erobern wollten, schon. Um ihnen das Leid der künstlich verlängerten Anreise jedoch zu mindern wurden beim Londoner ASDA (ja es gibt natürlich nur diesen einen) Bier und Hühner (ja die zum Essen) erworben und schließlich am Dach des Nissan stilecht am Parkplatz verzehrt (nur die Hühner). So gings dann rund um London in Richtung Reading, die Stimmen wurden lauter, die Gespräche interessanter, so wie es der Österreicher eben gerne tut. Angesichts des Bierkonsums musste jedoch des öfteren das stille Örtchen aufgesucht werden, ein Umstand, der keinen der Beteiligten stören sollte.

Als unser Bonbon schließlich vor der DeBeauvoir Road zum Halten kam, war die Stimmung schon mehr als ausgelassen, die Art und Weise, wie die heiligen drei Könige des Grünlings Hallen erstürmten wird sich wohl nie aus dem Gedächtnis der Mitbewohner verdrängen lassen. Die Scherze saßen locker und dem Grünling hüpft beim Schreiben dieser Worte noch immer das Herz vor Freude angesichts dieser Ausgelassenheit. Wie es für einen Besuch bei Mr. Green obligatorisch erscheint, wurde auch das nachbarliche Pub namens "Up in Arms" in Angriff genommen, der furchtlose Stefan mitgeschleift und mit Kärntner Anekdoten zugedeckt, integriert und schlussends auch abgefüllt. Nach der Rückkehr ins zarte Hexenhäuschen war es an der Zeit, Qualitäten als Pasta-Koch zu beweisen und den ersten Hunger der Krieger zu stillen. Dass die Krieger auch Abgesandte der Kärntner Jungjägerschaft sind lässt den Trieb erklären, der sie mitsamt Grünling in den örtlichen Club trieb, der Valentinstag lädt ja zum zwanglosen Flirten und unbekümmerten Tanzen ein. Herzen aus Papier wurden den Tapferen von den Schönen (und zu dieser Zeit auch schon Furchtlosen) gereicht, dass sie jedoch als Einladung in den ersten Stock des Q-Clubs dienen sollten, wo man sich etwas ungestörter unterhalten könnte, vermochte keiner der Betroffenen mehr zu realisieren, allerdings beweist Fotomaterial auch, dass dies in manchem Falle kein Unglück darstellte. Müde und erschöpft ging es schließlich frühmorgens in die Kojen, ein concerto schnarcho erhob sich in den Betten und sollte erst spät am nächsten Morgen erklingen.

Freitag also, Sight-Seeing-Day in Reading, ein Unterfangen, dass für jeden Ortskenner ein Ding der Unmöglichkeit darstellte. Als schließlich die Armada deutliches Desinteresse am dargebotenen Campus-Gelände und dem Ortkern bekundete, konnte das tatsächliche englische Kulturgut, das Pub, in Angriff genommen werden. Zum Bier wurden trockene Beef-Burger gereicht und das österreichische Gelächter sollte durchaus Fans finden. Nach einem Nachmittag voller Gespräche über die möglichen und unmöglichen Facetten des Lebens wurde der Einkauf für die abendliche Party in der Casa del Grünz in Angriff genommen, Einkaufswagen-Rennen inklusive, ganz großes Kino also. Im Pub war zuvor die Idee des Offerierens einer Kaltschale geboren worden, ein Damengetränke, das über einen überaus hohen Alkohol- und Unterhaltungsgrad verfügt.

So wurde der Hexenkessel nun eben eingeheizt und jenes Gesöff kreiert, das wohl Ursprung der sowohl irrsten (es gibt leider kein passenderes Wort) und lustigsten Party der ERASMUS-Geschichte werden sollte. Die Formel bleibt natürlich im Verborgenen auch wenn sie so manchem Partygast wohl mehrfach durch den Kopf ging. Beinahe 50 Internationals und Nationals hatten sich also eingefunden um einen wahren Reigen der Kuriositäten zu veranstalten, sowohl auf zwischenmenschlicher wie auch auf fast allen Ebenen. Wo sonst kann es sich nämlich zutragen, dass ein Inselaffe ein Hausdach erklimmt um von dort den rauchenden Hausherren glauben zu machen, es würde geistern? Und dass besagter Inselaffe hilflos durch ein Fenster in den oberen Geschossen zum Zeugen eines bemitleidungswürdigen Individuums beim Revuepassieren des Abends mit Hilfe des Mageninhaltes wird? Und so sollte es munter weiter gehn, der Grünling fiel schließlich angesichts massivem Bierüberschusses so heftig in die Federn, dass die überaus zarte Französin am anderen Ende des Bettes überaus unfreiwillig aus besagten gehoben wurde und im grazilen Bogen den Fussboden ansteuern musste. Es muss hier erklärt werden, dass besagte französische Mitstudierende nicht zum Zwecke körperlicher Interaktionen die Wiege des Grünling angesteuert hatte sondern um sich von der Kaltschale zu erholen.

Tag drei, Samstag, London. Des Morgens hatte sich das wahre Maß der Verwüstung den Kriegern eröffnet, ein klebende schwarze Masse hatte den weißen Fussboden überzogen, einmal mehr erwies sich Stefan als Retter in der Not mit der notwendigen Druckhaftigkeit und Nachhaltigkeit am Wischmob. Nach dem das wilde Gloat sich einigermaßen kulitiviert hatte, wurde London angesteuert, sollten doch Models begutachtet und Wodka in der Absolut-Icebar degustiert werden. Die Irrungen und Wirrungen auf dem Weg zu beiden Destinationen würden den Rahmen sprengen, außerdem ist der Verfasser dieser unterhaltsamen Zeilen angesichts seines literarischen Ergusses durchaus schon etwas erschöpft. Es kann jedoch bestätigt werden dass die Models, die im Abercrombie & Fitch arbeiten, dazu in der Lage sind, einem den Kopf zu verdrehen und dass man für die Absolut-Bar im Vorhinein reservieren sollte. So wurde schließlich doch Chelsea angesteuert, Heimat des M.K. . Der Weg durch den Londoner Stadtverkehr sollte sich für den gezeichneten Grünling als etwas beschwerlich erweisen, bei diversen U-Turns erwies sich die leuchtende Farbe im nächtlichen Verkehr doch noch als überaus hilfreich.

Schließlich wurde der Palace des Grünschen Studienfreundes betreten, ein wahrer Segen auf die von Studentenhäusern geplagten Äuglein der Mannschaft. Die Kräfte der unbezwingbaren sollten für nächtliches Clubbing schließlich nicht mehr reichen, es wurde jedoch trotzdem das Feinste an russischem Kartoffelsaft kredenzt und dies in rauhen Mengen. Der Grünling war zwar angesichts schwerer Krämpfe nicht mehr in der Lage, die zähe Flüssigkeit selbst in sein Glas zu befördern, trotzdem genoss er die Stimmung im Kreise seiner Freunde in vollen Zügen, ein Abenteuer wie im Pfadfinderlager, große Klasse, ehrlich. Dass auch noch ein Bett durch die Masse von zweierlei Christophs zu Tode gebracht wurde, sollte dem Abend die finale Note verleihen. Das Bett darf als Sinnbild für die Selbstzerstörung dienen, die in diesen Tagen im englischen Februar betrieben wurde.

Zu sehr zeitiger Stunde, als der Nebel die englische Hauptstadt noch fest in seinen Klauen hielt, wurde nun der Weg in Richtung Startpunkt unserer Erzählung angetreten, ein Erlebnis dass sich dem Grünling wohl ein für allemal in die Ganglien gebrannt hat. London im zarten Nebel bei Sonnenaufgang, weder Mensch noch Mobil auf der Straße, eine Metropole im absoluten Stillstand, Faszination pur. Der Themse entlang gings über die City auf die Brick Lane und schließlich war man schon voll auf Kurs in Richtung Flughafen. Da sowohl Fahrer als auch Copilot und Navigator nur der Stunden zwei geschlafen hatten wurde jedoch offensichtlich eine durchaus essentielle Ausfahr verpasst und unbewusst der Rückweg Richtung Reading angetreten. Als der Fehler schließlich erkannt wurde, war die Kacke at the Dampf, wie die Beginner so schön sagen würden. Mit Lichtgeschwindigkeit (was in der Realität "normaler" Menschen ungefähr dem Speed einer Schnecke gleichkommt) wurde eine Alternativroute berechnet und der Schwerpunkt der Reise in den rechten Fuß des Fahrers verlegt. Langer Rede kurzer Sinn: Der Flieger hob ab und die Burschen saßen drin!

Vielen Dank dem wilden Gloat, hochachtungsvoll, Mr. Green.
(Anmerkung des Verfassers: Fotos werden nach Auffinden der Kamera nachgereicht)

Mittwoch, 13. Februar 2008

Roadtrip - Oder: Eine Reise in die Vergangenheit






Seid gegrüßt meine Lieben, der Grünling drängt wieder mit seinen Zeilen an Eure geplagten Augen, seineszeichens im Sternbild des Katers aufgewacht, Gesichtsschwellungen inklusive, Kartoffelliquör vermag eben immer noch die schönsten Blüten zu treiben. Weil der junge Herr Grün jedoch krankheitsbedingt verstärkt an der Matrazze gelauscht hat, fehlt es ihm etwas an Nährboden für ebenso absurde wie intelligente Geschichten, eine Tatsache die sich angesichts des morgen einfallenden Schwadrons an Hobbyalkoholikern in jedem Falle ändern sollte. Um Euch, meine Lieben, und sich selbst ein wenig in solch düstren Tagen (es scheint schon seit einer Woche die Sonne) zu erheitern, hat der Erzähler in die Zauberkiste der Zeit gegriffen und ein Reisetagebuch zu Tage gefördert, ein kurzer Auszug aus den glücklichen jungen Tagen des Grünlings. Vielleicht war er damals noch ein besserer Mensch, man scheint es zumindest fast in den Worten zu spüren, und möget ihr mangels Insiderwissen nicht unbedingt in ein amüsiertes Lachen verfallen so tut dies zumindest der Erzähler, Wellenreiter im Meer der Nostalgie so quasi.

Freitag,16. September 2005

Liebes Reisetagebuch, zu Beginn unseres Roadtrips gilt es, die Protagonisten dieser unvergesslichen Reise vorzustellen. Anführer unseres Rudels ist unser Luke, Fahrer und Führer gleichermaßen, wenn auch dem Alkohol nicht abgeneigt und daher nicht zu 100 Prozent zuverlässig. Um dieses Manko zu kompensieren wurde sein liebe Angetraute, im Folgenden Eva genannt, an Bord gehievt, außerdem gilt es auch für die Singles im Waggon, mehr über die Abgründe der weiblichen Seele (alles hängt vom Alkohol ab!!!) zu erfahren und in der Praxis am lebenden Objekt umzusetzen. Außerdem hat sich die liebe Frau Doktor das Banner der Sozialhilfe an die Brust geheftet, wovon vor allem Herr Kogler und Herr Grün zu profitieren hofften. Womit wir schon beim nächsten Teilnehmer, dem Herrn Kokse wären. Seines Zeichens Tischler und Womanizer (hot grod an Lauf!!) mit leichten Ambitionen auf alkoholischer Seite und mit einem scharfen Auge (wo san se, de Weiber?) ausgestattet, hat sich ebenso wie Christoph, ebenfalls mit großen Talent in Bezug auf Alkoholvernichtung versehen, zum Ziel gesetzt, Erfahrungen auf internationaler Ebene im horizontalen Bereich zu sammeln (Jungs, der Alkohol!!!). Nun möchte ich kurz den Begriff des Roadtrips etwas genauer definieren: Der Roadtrip an sich drückt viel mehr ein ganzes Lebensgefühl aus, der Begriff der Reise wäre einfach zu banal, denn beim Roadtrip gibt es grundsätzlich keine Regeln, der Spass steht im Vordergrund obwohl es auch darum geht, ein bisschen mehr von der Welt kennenzulernen. Leider muss ich in diesem Moment anmerken, dass ich bereits den Grenzübertritt nach Deutschland versäumt habe (blede Schreiberei), soviel zur schönen Welt. Nun möchte der Leser vielleicht mehr über das Ziel unseres Trips erfahren, und ich bin durchaus gewillt ein paar Details preiszugeben. Erste Destination wird Frankfurt am Main sein, Standort der 61. Internationalen Automobilausstellung, die zumindest der männlichen Besatzung ein Lächeln voll freudiger Erwartung ins Gesicht zaubert. Nachdem wir uns an automobilen und (so hoffen zumindest Kokse und Christoph) femininen Lustobjekten gelabt haben, wird es resch und frisch gen Amsterdam weitergehen, wo der Konsum leichter Drogen noch nicht ganz ausgeschlossen werden kann, voll Grüner Energie geht es dann weiter Richtung Hamburg, schließlich wollen wir Deutschland noch weiter Richtung Osten erkunden, was mit dem Grande Finale in Berlin doch sichergestellt sein sollte (zu den Ossis müss ma eh nit unbedingt).

Dank des Hinweises von Herrn Kogler, doch auch mal zu den Highlights des Trips an sich zu kommen, wäre bereits ein kleines Missgeschick beim Tanken zu vermerken. Aufgrund delegativer und schlussendlich auch koordinativer Schwierigkeiten machten sich nach Wiederaufnahme der Fahrt komische Geräusche am Fahrzeug (übrigens ein Golf IV TDI (kein rotes I) mit Vollkasko!!!!) bemerkbar, bei einer oberflächlichen Analyse des Automobils mussten wir schließlich bemerken dass der Tankdeckel zwar geschlossen war, der Drehverschluss jedoch außen am Fahrzeug baumelte. Aus jetziger Sicht muss ich bereits bedauern, diese Meisterleistung nicht fotographisch festgehalten zu haben. (Kokse hat grad eine „Nachinszenierung“ des Sachverhalts angeboten – Danke Kokse! – wird sicher toll!).

Gegen 17.30 Uhr erreichten wir auch aufgrund der großartigen Unterstützung unserer Reiseleiterin Sonja (ein bezauberndes Wesen mit sanfter Stimme, jedoch mit dem Hang dazu, an Autoscheiben zu kleben) das Haus der Jugend in Frankfurt direkt am Main, eine Jugendherberge alten Schlages und ebensolchem Charme. Denn genau jenen Charme strahlte unser einfaches, aber doch zweckdienliches Quartier aus, 2 romantische Stockbetten und sogar ein Waschbecken. Obwohl sämtliche Reiseteilnehmer (auch Sonja) nach der achstündigen Reise Ermüdungserscheinungen aufwiesen, machten wir es uns unmittelbar zur Aufgabe, einen geeigneten Parkplatz in der Nähe des Messegeländes (Effe hat grad ein Flugzeug gesehen) zu finden und unsere Batterien wieder aufzuladen. An dieser Stelle muss ich auf ein trauriges Ereignis um 17 Uhr des Tages hinweisen: Kokse litt an temporärem Hirntod, gegen 19 Uhr war die Lage bereits bedrohlich geworden. Auf dem Weg vom exquisiten Gratis-Parkplatz in Messenähe zur ersten Labstation wurde an jenem Teilnehmer, dessen Nachnahme dem einer Farbe gleicht, das ebenso seltene wie bedrohliche Phänomen der plötzlichen Nippel-Verhärtung festgestellt (14 Grad Aussentemperatur - Bua, ziag da doch wos on!). Gerade noch rechtzeitig konnte ein Restaurant erreicht werden, dass sich in weiterer Folge als echter Geheimtipp herausstellte. Eine ausgezeichnete Küche, kühles Bier und netter Service (Wie wollen sie zahlen: Alles zusammen, getrennt oder pärchenweise??) waren neben einem guten Preis/Leistungsverhältnis besonders bemerkenswert. Wie es im Leben leider öfters der Fall ist, so konnte wohl nur ein kleiner Tiefpunkt folgen. Auf Anraten unseres Taxifahrers fielen wir voll Elan und mit energischem Schalalaa-Gebrüll in der Ausgehmeile ein. Doch Ernüchterung war groß als sich die Cocktailbar im lateinamerikanischen Stil als Basislager für hungrige Sextouristen höheren Alters herausstellte. Entmutigt, ja sogar enttäuscht begaben wir uns zurück ins Haus der Jugend mit Mainblick, doch auch dort war bereits Ruhe eingekehrt. Im krassen Gegensatz zu jener Ruhe stand jedoch die Unruhe in den Köpfen und Seelen unserer männlichen Protagonisten, wie immer bereit die Welt im Sturm zu erobern, wenn nötig auch unter schweren Verlusten (meist von Gehirnzellen). So wurde Effe (beste Freundin von da Lexe, kennt noch dazu die Möre) im Bett verstaut und die Herren begaben sich schnurstracks ans andere Ufer (des Main) zu Salvatore, Bistro-Besitzer, Gentleman-Mafioso, seines Zeichens Freund des jungen Frankfurter Geldadels. Genüsslich wurde noch ein Bier gezuzzelt, wenngleich auch nicht mit sonderlichem Nachdruck. Speziell in Hinsicht auf den kommenden Samstag siegte unerwarteter Weise (selbst für die Herrn der Schöpfung selbst) die Vernunft und noch vor Mitternacht waren sämtliche Betten des Quartiers besetzt und unsere Roadtripper sanft entschlummert.

Samstag, 17. September 2005

Das mit dem sanft entschlummert war gelogen, wirklich gut geschlafen hat nämlich keiner, schließlich hatte das Zimmer nicht nur Mainblick, sondern auch Hauptstraßenblick. Um unseren straffen Tagesplan nicht zu gefährden wurde um 7 Uhr morgens die Tagwache ausgerufen, sehr zum Missfallen aller. Es folgte ein angenehmes Frühstück im Aufenthaltsraum, wo Gonzo und Kokse ihre Qualitäten als Womanizer zur Schau stellten (betretenes Schweigen). Nach dem Auschecken brachte uns ein schwindsüchtiger Taxler samt Gebäck zu unserem VIP-Parkplatz, Adrenalin strömte durch die Körper, die IAA lag zum Greifen nah vor uns. Es sollte sich als äußerst geschickter Schachzug erweisen, dass die Tickets bereits im Vorhinein geordert worden waren, die Wartezeit hielt sich nämlich sehr in Grenzen. Vom Besucherstrom mitgerissen strömten wir durch das gigantische Gelände direkt in das Prunkstück der IAA, den Mercedes-Tempel, ein überaus stilsicheres Objekt zur Selbstdarstellung der Marken des Daimler-Chrysler-Konzerns. Die Fülle an automobilen Wunschträumen brachte uns an den Rand der totalen Reizüberflutung, die im BMW-Cube leider keinerlei Linderung erfuhr. Speziell das Z 4 Coupe sowie die M-Modelle wussten uns zu überzeugen, während die Anzahl der Besucher immer mehr anschwellte. Der Massenandrang überwältigte uns förmlich, so wurde uns gar der Blick auf den neuen Audi Q7 durch eine Menschentraube verwährt, die Hektik in den Hallen steigerte sich beinahe im Sekundentakt. Dies veranlasste unsere 2 Single-Hauptdarsteller zu dem Experiment, das Gemüt mit dem Anblick weiblicher Wesen abzukühlen, und heute lässt sich sagen, dass dieses Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Bei Alfa war es um die beiden geschehen, ein blonder Engel von gazellenhafter Anmut, einem verstörend schönen Lächeln und überaus sympathischer Aura (Spur wor natürlich a top) eroberte ihre Fantasien im Sturm, diese Woge der Lust verwandelte sich beinahe in einem Sturm als der Fiat Ausstellungstand erklommen wurde und zahlreiche bezaubernde, junge Geschöpfe um die Fahrzeuge huschten. Mit bereits beachtlich schmerzenden Gliedern wurde schließlich noch die Halle von General . Motors gestürmt, in der auch Lexus und Toyota mit Studien und Premieren glänzten. Krönender Abschluss war schließlich die Tuninghalle, tiefer, schneller, härter, teurer hieß die Devise und die Bubenherzen schlugen höher. Genauere Details entnimmt der interessierte Leser bitte der angefügten Bildersammlung. Für die Roadtrip-Belegschaft hieß es on the road again, immer weiter mit Lichtgeschwindigkeit dem Höhepunkt unserer Reise – Amsterdam – entgegen. Diverse Audio-visuelle Hilfsmittel (Logbuch) wurden initiiert, nur vom Mond wollte uns kein schönes Bild gelingen. Aufgrund außerordentlicher fahrerischer Leistung hatten wir schon weit früher als erwartet unser Quartier, das Bastion Amstel, erreicht, die Motivation wuchs und wuchs, Amsterdam musste im Sturm erobert werden, hatte uns Frankfurt diesbezüglich doch ein wenig enttäuscht. Und der Sturm hob an, beinahe aus dem Nichts hatte sich die Gruppe zu einem wahren Orkan entwickelt der sich über dem Rembrandt-Square entlud. Mehrere Toiletten mussten gestürmt, Hansi bewies wahre Höchstform, feierte ein Comeback nach dem Anderen, selbst als man uns mittels höherer Gewalt von den Dance-Türmen (yeah, Gogo!!) vertrieb und Gonzo von einer heftigen Mineralwasserattacke gebeutelt wurde. Der nächste Club sollte noch attackiert werden (wor jo erst 6 und wir a feste Kluppn), doch man hatte offensichtlich schon von uns gehört (Schalalaaaa), denn uns wurde der Eintritt gnadenlos verweigert. Besser so, schließlich hatte der Taxler („the amsterdam girls just like big cocks“) ebenso mit uns zu kämpfen wie der Portier (wird wohl ein nachgestelltes Video erfordern!!).


Sonntag, 19. September 2005

Guten Morgen Amsterdam! Erwartungsgemäß musste das Frühstück im Hotel abgesagt werden, das zarte Licht des Tages erhellte erst gegen 11 Uhr die Gemüter von Honse und Gonzo, Luke musste im Zuge von Liebesdienst und anderen Schweinereien bereits um 9 Uhr in Richtung Zentrum aufbrechen (wor uns natürlich sauber wurscht). Nachdem Kokse ein unwiderstehliches Logbuch zum Besten gab wurde ein großes Frühstück mit Schaum bestellt. Belustigt sahen wir uns dazu gezwungen unseren Taxler dazu zu nötigen, den Straßennamen für uns auf Video zu sagen. Mit Hilfe der modernen Kommunikationsmittel hatten wir Luke samt Effe sehr bald aufgespürt, wo wir anhand äußerer Untersuchungen leichten Schäden an Herrn Reichstamm feststellen mussten. Da er an sich selbst vorwiegend innere Deformationen verspürte, zog sich unser Liebespärchen alsbald ins traute Heim zurück. Unser arschfideles Duo verspürte jedoch unglaublichen Forscher- und Tatendrang, manche würden auch von Überdrehtheit aufgrund Restalkohols (angesichts Frühstück und Mittagessen gar nimmer so Restalkohol) sprechen. Daher wurde allen voran das Rotlicht-Millieu erkundet, die erhoffte Ruhe wollte sich jedoch nicht einstellen. Somit ab ins Szene-Viertel, wo ein Coffee-Shop den nächsten jagt (Hansi, vielen Dank fürs Motto des Tages!!), die Magie dieses Ortes liegt förmlich in der Luft und wird mit jedem Atemzug intensiver. Um ihrer Affinität zu teurem Wodka gerecht zu werden musste eine spezielle Wodkabar erstürmt werden, die hübsche und überaus nette Kellnerin hatte nicht den Funken einer Chance den beiden zu entkommen (im selben Moment mag es Eva im Hotel gleich ergangen sein). Im Zuge des ersten Glases doppelten Wodkas (Grey Goose aus den USA – etwas scharf aber ausgezeichnet) schwanden auch die Hemmungen was leichte Drogen betrifft, woraufhin sich Herr Grün äußerst professionell in einen Coffee-Shop begab um ein Quäntchen Energie (which one is the weakest?) auszufassen. Unterdessen hatte auch Hansi seine Zeit nicht verschwendet und eine Ration Bellevedere (Französischer Wodka – eine Offenbarung) geordert. So kam es, dass wir den Ratschlägen unserer Gastgeberin lauschend sowohl Dübel als auch Wodka in uns aufnahmen und schön langsam in eine etwas ausgelassenere Stimmung verfielen (einfach losgelöst!). In diesem Zustand drangen wir immer tiefer in Amsterdam ein, genossen entspannt das Schauspiel einer Drogenrazzia, suchten nach Ampeln, die Ufer zu verbinden hatten und lernten diverse Parkbänke entlang den Graachten besser kennen. Gegen Abend hatte sich das Pensum auf vier Joints ausgedehnt, entsprechend belustigend für Luke und Eva (weniger belustigt, mehr verzweifelt) verlief das gemeinsame Abendessen mit anschließendem Hardcore-Entspannen (Thai-Joint) am Rembrandt-Square (Hansi hot überall aussagraucht – Christoph eindeutig a Gesichtslähmung) und im Hotel. (Kokse bedauert gerade, trotzdem keine weißen Mäuse gesehen zu haben!). Gute Nacht an alle!!

Montag, 20. September 2005

Wandertag. Defekt, aber immer noch entspannt wurde zum großen Sight-Seeing ausgerufen, Effe gab das Programm vor, von Anne-Frank-Haus bis Jordaan, ebenso Van Gogh-Museum und Museumsplatz. Zirka 20 Kilometer, einen Besuch im Equivalent zum Grazer Parkhaus samt Bier und einen Dübel später hatte sich die Mannschaft in einem gemütlichen Bistro eingefunden, wo Luke durch seine ausgefeilten Englischkenntnisse zu glänzen vermochte (How much costs it?) Einige Stunden später hatte sich die Roadtrip-Besetzung erneut im Hotel eingefunden, an der Hotelbar wurden die Erlebnisse der letzten Tage durchgesprochen, der Alkoholspiegel stieg ebenso an wie das Niveau der Gespräche sank (aber immer noch lustig – siehe Van Gogh – Magnesium usw), die Reiseroute für den Trip Richtung Hamburg wurde noch kurz erörtert, ehe sich die zwei ungleichen Pärchen auf ihre Zimmer begaben und jedes auf seine Art dem folgenden Tag entgegenschlummerte.

Dienstag, 21. September 2005

Amsterdam – Ozean – Hamburg. So die Eckdaten des heutigen Tages. Nach kleineren navigatorischen Schwierigkeiten war es uns doch noch gelungen, den Atlantik ausfindig zu machen (so groß is er nämlich nit). Grund genug für die derben Burschen, sich a Muxale (Amsalan) aufzumreißen. Anschließend wurde der Strand mittels Spaziergang erkundet, Muscheln wurden gesammelt (sofort wieder weggeworfen).....

Ja meine Lieben, das waren Zeiten, und obwohl sowohl Hamburg als auch Berlin noch Zündstoff für so manche Anekdote geliefert hätten, so verstummte der Erzähler, zu weit war das Gehirnzellen-Massaker fortgeschritten, in Hamburg wurden in diversen Lokalitäten gar weiße Mäuse gesichtet, Details bleiben aber im Verborgenen, im Nebel der Geschichte. Ich hoffe, dass ihr, freudige Zuhörer und Leser meiner Geschichten, ein bisschen vom Lebensgefühl eines Roadtrips aufsaugen konntet, und vertröste Euch bis auf Weiteres mit einem herzlichen Gruß von der grünen Insel!

Kind regards, Mr. Green.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Die Ritter der Kokosnuss - Der Grünling am Ende der Welt

Seid gegrüßt meine Lieben! Faul war er wieder, der Grünling, und obwohl ihn das Christkind das letzte Mal zu Recht getadelt wurde und Euer Dichter Besserung gelobt hatte hat der miese Schuft eure hungrigen Seelen erneut im Stich gelassen.

Die Ursachen dafür liegen ein wenig im Verborgenen, ein Grund für die Schreibblockade des werten Herrn Grün mag der Fakt sein, dass die ungeheure Dynamik, die dem gesammten Auslandsaufenthalt innewohnte, nun spürbar nachlässt, die Normalität greift um sich wie die Schwärze der Nacht in der Dämmerung. Gerade ein Monat verbleibt eurem Botschafter auf der regnerischen Insel noch, dann werden in der Heimat wohl wieder die Daumenschrauben der Realität angezogen. Gleichwohl meine Wenigkeit bereits verstärkt den aufkeimenden Druck verspürt, endlich das Studium zu beenden, so sehr freut sich die zwiegespaltene Persönlichkeit auch darauf, das Dasein als Treibgut auf dem Fluss des Lebens zu beenden und die Ruder in die Hand zu nehmen.

Eine weitere Ursache ist die Angst des Erzählers, Euch, geschätzte Leser und Leserinnen, mit immer ähnlichen Geschichten zu langweilen. Wir kennen schließlich alle die grundsätzlichen Mechanismen der freien Marktwirtschaft, bei Angebot und Nachfrage sollte es zumindest bei jedem in der Denkzentrale klingeln. So reduziere ich das Angebot meiner Geschichten um den Wert meiner literarischen Ergüsse anzuheben und berichte nun nur noch von Begebenheiten, die sich vom Einerlei des Lebens abheben. Und um Euren Erwartungen gerecht zu werden, meine Lieben, hat es und wird es in den nächsten Wochen wieder sehr viel zu berichten geben, schönes, heiteres, trauriges, ein richtig bunter Strauß aus dem Garten des internationalen Studentenlebens.

Heute gilt es nun, Euch von der Schönheit des englischen Eilandes zu berichten, Mr. Green und Kumpanen waren erneut auf Reisen gegangen, diesmal um die Küsten und Weiten Cornwalls zu entdecken und zu erkunden. Zu diesem Zweck wurde diesmal schweres Gerät gemietet, sollten doch sechs Internationals über 1100 Kilometer möglichst sicher und zügig über ungekanntes und durchaus kurviges Terrain chauffiert werden. So wurde Freitag morgens ein Vauxhall Minivan gechartert, üppig motorisiert, wichtig um einerseits den Fahrer bei Laune zu halten, andrerseits um die Passagiere hin und wieder angstbedingten Adrenalinschüben auszusetzen. Zu sechst wurde also die Reise ins Ungewisse in Angriff genommen, vier stramme Germanen (die Herren stramm, die zwei Damen natürlich von eher zierlicher Gestalt), ein verrückter Engländer und ein wahnsinniger Österreicher ergaben eine durchaus gewagte, jedoch gelungene Reisegruppe.


Erste Anlaufstelle auf der Odysee der Internationals war Exeter, das London des Südwestens, so wurde es uns zumindest überliefert. Diese Meinung teile ich jedoch nicht, von London keine Spur, viel zu ruhig, ja beinahe leblos war das Treiben im Stadtzentrum, Adjektive, die mit der Hauptstadt der Briten wohl nie in Verbindung gebracht würden. Daher hielt es die tapfren Krieger nicht lange in der Stille, flott und voller Elan wurde die erste Destination an der Küste angesteuert, Torquay. Flott wurden Zwischenetappen übrigens auch Dank der Ungewissheit des Fahrers über englische Geschwindigkeitsbegrenzungen erledigt, Kilometer für Kilometer aufgesaugt, nur um uns wieder im nächsten Örtchen auszuspucken.

Torquy also, ein beliebtes Anlaufziel für Freunde des englischen Sommers und dies ist durchaus als Kompliment zu verstehen. So empfing uns freundlicher Sonnenschein, der die vom Regen und Wind gebeutelten Seelen wärmte und uns ein Lächeln in die Gesichter zauberte. Optisch erinnerten die von Appartmenthäusern und kleinen Hotels gesäumten Klippen und Hügel durchaus an die italienische und kroatische Küste, angesichts der billigen Flüge sollte man also durchaus Cornwall für einen Urlaub in der Sonne in Betracht ziehen. Dass Palmen die Promenaden säumten war nur anfangs irritierend, in England gibts schließlich alles was das Herz erfreut und trotzdem auf den ersten Blick nicht schlüssig erscheint. Im Ortskern fiel der Blick auf eine Vielzahl kleiner Boote in der Marina und auch die Clubs ließen auf durchaus reges Nightlife zur Hauptsaison schließen.

Wenn man jedoch Cornwall in drei Tagen erkunden will, bleibt nicht allzu viel Zeit sich mit den Schönheiten eines Ortes zu beschäftigen, könnte es doch gar wo anders noch viel schöner sein. Darum gings weiter in Richtung Plymouth, schließlich sollte ja auch am dortigen Bahnhof unser sechster Mitreisender, Jan, zu uns stoßen. Dieser teilte unsere Euphorie, die wir ihm als Empfangskommittee entgegenbrachten, nicht ganz, zu tief saß der Schock über 75 Pfund als Wegezoll für ein Zugticket. Der Grünling und seine Mitreisenden wussten jedoch nur zu gut, wie sich ein Schock in Wohlgefallen auflösen kann, die verschweißten Aluminiumkaraffen im Kofferraum wurden hurtig ins Hostel transferiert, wo der erste Durst gelöscht wurde. Unbedingt erwähnt muss auch der Betreiber jener Jugendherberge werden, ein Wrack in Hundeschlapfen, ein Gesicht geprägt von Augenringen schwarz wie eine Kohlengrube, jedoch von durchaus sympathischem Wesen. Da der Tatendrang der Gruppe vom Bier nicht unbedingt gemildert, jedoch verstärkt wurde, musste schließlich zuerst ein Pub und daraufhin ein Club gestürmt werden. Das Reflex, die wohl heißeste Adressen für übergewichtige und einsame Singles die die Musik der Achtziger lieben, wusste uns natürlich irrsinnig zu begeistern, angesichts des durchaus passenden Zielgruppenzuschnitts musste vom Grünling natürlich sofort ein Mitgliedspass geordert werden. Da sich die etwas stämmigeren Engländerinnen in Minirock besonders gern an Stangen entlangwälzen, wendeten wir uns ab und endeten schließlich im Hintergarten des Hostels, wo James, unser englisches Äffchen, uns weitere Lektionen in englischer Schimpfwörterkultur erteilte während ein Südafrikaner uns in die Untiefen der Geschichte seiner Heimat zu entführen versuchte. Bizarr, Schräg, voll normal.

Am Samstag war es an der Zeit, in Richtung des Highlights unseres Roadtrips aufzubrechen, Land's End. Der Schlaf steckte dem Grünling noch tief in den Knochen, als er bei einem Überholversuch den GTI zweier Engländer schnitt. Es war jedoch weniger dieser Zwischenfall, der dem Grünling Kopfzerbrechen bereitete, mehr waren es die Blicke jener 2 Engländer mit ihren in der Sonne funkelnden Schädeln, die mit ihren Drohgebärden durch das Autofenster zwei tollwütigen Pitbulls Konkurrenz machten. Dass die beiden Herren auch noch eine knappe Stunde vor dem internationalen Vauxhall herfuhren, trug nicht unbedingt zur Beruhigung bei, man stelle sich bloß vor, man hätte das gleiche Ziel gehabt, Grund genug für Panikattacken, die sich erst am hundertsten Roundabout durch ein Blinklicht in Wohlgefallen auflösen sollten. Entspannt konnte nun Land's End angestrebt werden und der Anblick der Küste am westlichsten Punkt Englands war wirklich alle Kosten und Mühen wert. Die hereinbrandende See, das steile Kliff, die warme Sonne und die teils obskure Form der Felsen wurden komprimiert zu einem Gesamtkunstwerk der Schöpfung und der Natur. Dass Jan auch noch eine Kokosnuss ans Ende der Welt mit sich führte, hat selbst uns erstaunt, das haarige Ding sollte jedoch ein überaus trauriges Schicksal ereilen, als sie dem übermütigen Besitzer aus der Hand glitt und sich anmutig über die Klippen 30 Meter in die Tiefe schwang, Selbstmord nicht ausgeschlossen, Bergung leider unmöglich.

Abends wurde dann der Hotspot der Surfer in England, Newquay erreicht, und zu unserem Erstaunen befanden sich über 25 Surfer in der doch recht kühlen See, die leichte englische Brise mag die Tapferen auch nur bedingt erwärmt haben. Mit Bier und Zigaretten wurde des Nachts der Strand gestürmt, die Erlebnisse des Tages mussten schließlich analysiert und verarbeitet werden, und die Party im Hostel tat ihr übriges, um die geschundene Reisetruppe bei Laune zu halten, vor allem da Surfer und deren Fans gleichermaßen attraktiv zu sein scheinen.

Sonntags diente dem geruhsamen Ausklang, in Westward-Ho! (ja mit Ausrufezeichen) wurde am Strand spaziert und diniert, verwunderlich war nur dass der Fisch sämtlichen Würzversuchen wiederstand und geschmacklich in der absoluten Bedeutungslosigkeit verschwand. Letzter Wegpunkt war schließlich Bristol, eine durchaus schöne und gepflegte Metropole, die wir jedoch angesichts eines Mangels an öffentlichen Toiletten durch öffentliches Urinieren mit Schmutz besudelten. Am Abend hatte uns bereits die Normalität eingeholt, zumindest solange, bis die Rettung gegen Mitternacht die Räumlichkeiten der Grünschen WG betrat, Details dazu unterliegen jedoch der Schweigepflicht und werden in diesem Medium auch nicht weitergereicht.

Meine Lieben, ich hoffe meine Zeilen konnten Euch ein wenig Lebensfreude widergeben, die ihr im Gram und in der Hoffnung auf neue Geschichten des Grünling verloren habt. Der Grünling versteht euch, seid gewiss, musste er doch heute ebenfalls schwer mit seinem inneren Schweinehund kämpfen, so groß wurden seine Aggressionen angesichts einer chinesischen Frisörin, die im letzten Beruf wohl Hühner gerupft hat, nun eben Haare schneidet, Peitschenschlagsyndrom inklusive. Aber der Grünling hat die Haare schön und das sollte auch Euch, meinen Lieben, Auftrieb geben, denn: Mags auch gar so rupfen, sie könnt euch ja auch mit der Schere stupfen! Hochachtungsvoll, yours sincerely, Mr. Green.

PS: In zwei Wochen hat sich massiver Besuch aus der Heimat angekündigt, es wird ein Festival der Fröhlichkeit folgen, dass Reading in dieser Form wohl noch nicht gesehen hat, schön die Vorfreude lässt mich in jene fiebrige Aufregung verfallen, die den Grünling bei seinen Abenteuern begleitet.

Sonntag, 13. Januar 2008

Wenn das Christkind Briefe schreibt ODER: The Grünling is back

Lieber Grünling!


Bevor ich mit meinem Anliegen näher an Dich heran trete, möchte ich mich kurz bei Dir vorstellen. Da du ja ein zuweilen intelligenter junger Mann bist, hast du sicher schon von mir gehört, auch wenn du mich wohl noch nie mit eigenen Augen erblickt hast. In den letzten Jahren wird sich wohl auch immer mehr mein amerikanischer Nebenbuhler, der omnipräsente Weihnachtsmann, in deinen Hirnwindungen breit gemacht haben, aber auch ich betreibe ja zuweilen ein wenig Marketing. Wenn ich zu Beginn Deine Intelligenz nicht zu früh gelobt habe, wirst du nun wohl schon wissen, wer dir diese unerwarteten Zeilen schreibt: Genau, lieber Mr. Green, ich bin's, das Christkind, lockiges Haar, weiße Roben, nicht gerade trendy aber obviously compulsory.

Warum ich Dir nun schreibe? Nun, du hast Lob, aber auch Tadel verdient, mein junger Mann. Zu Beginn möchte ich Dich natürlich loben, weiß ich doch um Deine zarte Seele und dein Ego, das sich gar zu oft nach Streicheleinheiten sehnt und Kritik so gar nicht gerne hat. In der jüngeren Vergangenheit hast du es geschafft, dein altes Talent des Schreibens wieder für dich zu entdecken und mit deinen amüsanten, wenn auch nicht ausgereiften Anekdoten eine inzwischen beträchtliche Anhängerschaft zu unterhalten und ihnen auch dann und wann ein Lachen zu entlocken. Dass es Dir selbst auch Freude bereitet, sei natürlich als Bonus anzusehen und dir durchaus zu gönnen, auch wenn der soziale Gedanke darunter etwas leidet, aber als Wohltäter für die Allgemeinheit hast du dich ja selbst noch nie gesehen.

Tadeln möchte ich dich in erster Linie für deine Inkonsequenz und Faulheit, wie kann man Menschen, die du in Deinem Blog "Deine Lieben" nennst, denn nur so quälen? Du hast sie in einen seelische Abhängigkeit manövriert, sie haben sich nach Deinen Worten verzehrt und du hast sie ausgerechnet in der besinnlichsten Zeit des Jahres, über die Weihnachtsfeiertage, im Stich gelassen. Da muss ich dir nächstes Jahr im Advent wohl einen besonders bösen Krampus schicken, so sympathisch du mir auch bist. Und verschone mich mit Beteuerungen, du hättest eine kreative Auszeit, eine Phase des Aufladens deiner literarischen Batterien gebraucht.
Ich habe Dich über die Weihnachten beobachtet, lieber Grünling, als du mit Pauken und Trompeten in deine geliebte Heimat zurück gekehrt bist, als Selbstdarsteller deines selbsterzeugten Images. Hast dich feiern und verwöhnen lassen, bist um die Häuser gezogen als ob es kein Morgen gäbe, hast deine liebenden Eltern wieder mal mit Nackenschmerzen aufgrund von chronischem unverständlichem Kopfschütteln infiziert. Dass du auch Deines Vaters geliebtes Großstadt-Geländevehikel einer ungewollten Kaltverformung zugeführt hast, ist ja inzwischen ebenso compulsory wie meine goldene Mähne.


Für mich persönlich erstaunlich ist jedoch, wie viele Freunde und Jünger du um dich zu scharen vermagst, alle lauschen Deinen Geschichten, die du kunstvoll ausschmückst, auch stehst du ihnen mit Rat und Tat zur Seite, versuchst sie wie sich durch das Klima schmelzende und auseinander driftende Eisschollen zusammenzuhalten, auch wenn du diese Entwicklung weder aufhalten noch bremsen kannst. Ebenso möchte ich Deine brave Arbeitsleistung für deinen geliebten Sklaventreiber und Vater hervorheben, du weißt schließlich wie viel du ihm und Deiner Mutter zu verdanken hast, dafür darfst du auch ein bisschen tschentschen (sich beschweren (für die Leser aus deutschen Gefilden)), tust's doch gar so gern.

Wirklich schön und lustig mitanzusehen waren Eure Feierlichkeiten zu Silvester, würde man jene Zeit die miteinander gelacht habt aufaddieren, es würde euch wohl ein ganzes Jahr voll Sonnenschein bescheren, auch wenn es momentan in England so überhaupt nicht danach aussieht. Gott sei Dank vermochte ich mich unauffällig unter euer buntes Treiben zu mischen und konnte all jenen herrlich sinnlosen Konversationen lauschen, die ihr inzwischen beinahe an den Rand der Perfektion entwickelt habt. Ein bisschen habe ich Deine Ungewissheit gespürt, deine Angst, dass du 2008 gar das Studium abschließen könntest und auf den unbarmherzigen Arbeitsmarkt geschmissen wirst, noch immer nicht wissend, wohin genau du tendierst. Du solltest Dir und der Welt mehr Zeit geben, lieber Grünling, teste dich selbst, mittelloser Künstler mit Bauernhof kannst du immer noch werden, ich weiß ja, wie sehr du solche romantischen und kontroversen Bilder in deiner Phantasie liebst, und ich denke auch, dass du etwas mehr deiner kreativen Energie zu Papier bringen solltest anstatt sie in belanglosen Konversationen zu vergeuden.
Als du schließlich deine Rückkehr nach England in Angriff genommen hast, verspürte ich so etwas wie Mitleid mit dem scheidenden Grünling. Deine Melancholie, die Dich erfasste, als dir bewusst wurde, dass du dein Elternhaus, die Stätte Deiner Kindheit, nie wieder betreten wirst dürfen, hat dich wie einen Keulenschlag getroffen und ich bin mir sicher, diese Keule trifft dich auch jetzt wieder mitten ins Herz, wenn du meine Zeilen liest.
Oft habe ich Dich und Deine Familie in den letzten Jahren besucht, und mich hat die Wärme und Gemütlichkeit, die dieser Ort ausstrahlte, immer bewegt. Eine so herzliche und familiäre Atmosphäre wird man wohl nur selten auf der Welt finden, und diese Herzlichkeit wird wohl der kühlen Moderne im Penthouse Deiner Eltern weichen müssen. Was bleibt, sind Deine Erinnerungen, lieber Grünling, vom Spielen in der Sandkiste, das Graben im Garten (es ist mir bis heute ein Rätsel wie dir deine Mutter Unkrautjäten als Dinosaurierforschung verkaufen konnte), der Moment als du beinahe alles in Brand gesetzt hättest, das heimliche nächtliche Heimkommen über das Dach, all das wird sich auch so lange nicht aus deinem Kopf und deiner Seele verbannen lassen, bis du zu Staub zerfällst.

Ebenso wird es wohl um jene Erinnerungen bestellt sein, die du seit 3 Monaten in deinem Blog niederschreibst, deine Abenteuer, die du, Mr. Green auf der eigentümlichen Insel bei den Briten erlebst. In gewisser Weise hast du auch dort bereits ein Zuhause gefunden, selbst wenn es nur von äußerst limitierter Dauer ist. Doch ich bin mir sicher, du weißt deine Zeit zu genießen und effektiv zu nutzen, das ERASMUS-Volk war ja sich auch im neuen Jahr nicht zu schade in Heerscharen zu eurer Welcome-Party zu strömen, und das etwas befremdliche Gefühl des Wiedersehens wich nur allzu schnell dem Gefühl von Vertrautheit, so vertraut man sich eben nur sein kann nach drei Monaten. Die Dynamik der zwischenmenschlichen Beziehung in einem zeitlich und räumlich begrenzten Raum, kurz ERASMUS, ist selbst für mich als himmlische Macht von großer Faszination. Wie schnell Barrieren der Kulturen, Religionen und Sprachen niedergerissen werden und sich hunderte Leute zu einer Gruppenreise aus der Realität in die Welt des Neuen und Unerforschten vereinen können ist ebenso begeisternd wie beängstigend. Verwundert habe ich auch jenen ebenso inoffiziellen wie sinnbefreiten Weltrekordversuch für die maximale Besatzung eines Badezimmers beobachtet, solltest du oder deine Komplizen in näherer Zukunft mit einer etwas eng geschnittenen weißen Jacke erwachen, so sei bitte nicht allzu schockiert. Dass du dieses Spektakel mit Wort und Bild zu dokumentieren vermagst, hat allerdings mein Lob und meinen Respekt verdient.
Schlussendlich, lieber Grünling, hab ich nun doch ein wenig mehr Balsam als beabsichtigt auf Deine Seele gestreut, dass mein gehörnter Mitarbeiter trotzdem mit seinen Hufen scharrend im Advent vor Deiner Tür warten wird, sei gewiss, ausser aus dir wird doch noch ein braver Junge. Leider bleibt zu befürchten, dass das Brave dir wie immer zu banal, zu öde sein wird und das Teufelchen auf deiner Schulter, dass du gerne einen Affen nennst, doch des öfteren die Oberhand behalten wird. What shall's, würden wohl die Briten sagen.
Yours sincerely, das Christkind.