Österreich, das Heimatland des Grünlings, hatte eine Delegation der Unbeugsamen und Furchtlosen gen britischer Insel entsand, eine Horde tödlicher Krieger, die sich als vorzeigbare Burschen im besten Alter zu tarnen verstanden. Nervös stand das Empfangskommittee in der Ankunftshalle, eine Szene die sich das drückende Schwarz-Weiß guter Western verdient hätte. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Erzählers als er den ersten seiner Krieger erspähte, Josè der Besonnene, ein Name, der für einen Krieger manchmal etwas zu harmlos klingt, ja
beinahe banal klingt, doch wie wir alles wissen, sind jene Gewässer, die uns mit ihrer Ruhe beinahe magisch anziehen, manchmal die Gefährlichsten. Der breite Schatten, der sich hinter ihm ausbreitete, konnte seinen Ursprung nur in Chris, dem Waghalsigen haben, die englischen und deutschen Damen in Reading werden wissen, wovon der Grünling hier spricht. Komplettiert wurde das "wilde Gloat" durch Andi, der 007 der Truppe, stets ein Lächeln und eine unterhaltsame Geschichte parat, und trotzdem auch der Skorpion genannt, Erklärung wohl überflüssig.Die innere Vorspannung, die Mr. Green seit mehreren Tagen etwas unruhig schlafen ließ, fiel jedoch mit der ersten Umarmung und dem ersten - wie es sich für uns Urzeitmänner gehört - österreichischen Gruppengegröle in sich zusammen und wich einem Gefühl der Geborgenheit, das einem wohl nur die Heimat und seine Freunde geben können. Da sich die Herren der Schöpfung im Flugzeug noch nicht ausreichend mit Gerstensaft gelabt hatten ("leider h0mma miaßn die Tische aufeklappen") wurden diese gleich in Richtung Parkplatz geführt wo gleich zweierlei Überraschung warten sollte. Erfreut rieb sich die Truppe die glasigen Augen angesichts jener schwarzen Mercedes S-Klasse in Langversion, auf die der Grünling zusteuerte, um jedoch im letzten Moment auf den Mini-Nissan in der farbe von Hustenzuckerl mit Orangengeschmack umzuschwenken. Freudige Erwartungen wurden daher von schallendem Gelächter abgelöst nur um schließlich von einem trockenen Zungenschnalzen angesichts des geöffneten Kofferraums abgelöst zu werden. Eine ansehnliche Menge verschweißter, grüner Alumniumkaraffen bot sich den dürstenden Geschöpfen dar, die Tränke war eröffnet und der Weg in Richtung London konnte angetreten werden.
Dass der vom Grünling optimistisch berechnete Vorrat den geöffneten Keelen der Gäste jedoch nicht das gewünschte Maß an Gegenwehr entgegenbringen konnte, überrascht den geneigten Leser vielleicht wenig. Dass die Krieger jedoch keinerlei Absicht hatten in London einzufallen sondern lieber Reading im Sturm erobern wollten, schon. Um ihnen das Leid der künstlich verlängerten Anreise jedoch zu mindern wurden beim Londoner ASDA (ja es gibt natürlich nur diesen einen) Bier und Hühner (ja die zum Essen) erworben und schließlich am Dach des Nissan stilecht am Parkplatz verzehrt (nur die Hühner). So gings dann rund um London in Richtung Reading, die Stimmen wurden lauter, die Gespräche interessanter, so wie es der Österreicher eben gerne tut. Angesichts des Bierkonsums musste jedoch des öfteren das stille Örtchen aufgesucht werden, ein Umstand, der keinen der Beteiligten stören sollte.
Als unser Bonbon schließlich vor der DeBeauvoir Road zum Halten kam, war die Stimmung schon mehr als ausgelassen, die Art und Weise, wie die heiligen drei Könige des Grünlings Hallen erstürmten wird sich wohl nie aus dem Gedächtnis der Mitbewohner verdrängen lassen. Die Scherze saßen locker und dem Grünling hüpft beim Schreiben dieser Worte noch immer das Herz vor Freude angesichts dieser Ausgelassenheit. Wie es für einen Besuch bei Mr. Green obligatorisch erscheint, wurde auch das nachbarliche Pub namens "Up in Arms" in Angriff genommen, der furchtlose Stefan mitgeschleift und mit Kärntner Anekdoten zugedeckt, integriert und schlussends auch abgefüllt. Nach der Rückkehr ins zarte Hexen
häuschen war es an der Zeit, Qualitäten als Pasta-Koch zu beweisen und den ersten Hunger der Krieger zu stillen. Dass die Krieger auch Abgesandte der Kärntner Jungjägerschaft sind lässt den Trieb erklären, der sie mitsamt Grünling in den örtlichen Club trieb, der Valentinstag lädt ja zum zwanglosen Flirten und unbekümmerten Tanzen ein. Herzen aus Papier wurden den Tapferen von den Schönen (und zu dieser Zeit auch schon Furchtlosen) gereicht, dass sie jedoch als Einladung in den ersten Stock des Q-Clubs dienen sollten, wo man sich etwas ungestörter unterhalten könnte, vermochte keiner der Betroffenen mehr zu realisieren, allerdings beweist Fotomaterial auch, dass dies in manchem Falle kein Unglück darstellte. Müde und erschöpft ging es schließlich frühmorgens in die Kojen, ein concerto schnarcho erhob sich in den Betten und sollte erst spät am nächsten Morgen erklingen.Freitag also, Sight-Seeing-Day in Reading, ein Unterfangen, dass für jeden Ortskenner ein Ding der Unmöglichkeit darstellte. Als schließlich die Armada deutliches Desinteresse am dargebotenen Campus-Gelände und dem Ortkern bekundete, konnte das tatsächliche englische Kulturgut, das Pub, in Angriff genommen werden. Zum Bier wurden trockene Beef-Burger gereicht und das österreichische Gelächter sollte durchaus Fans finden. Nach einem Nachmittag voller Gespräche über die möglichen und unmöglichen Facetten des Lebens wurde der Einkauf für die abendliche Party in der Casa del Grünz in Angriff genommen, Einkaufswagen-Rennen inklusive, ganz großes Kino also. Im Pub war zuvor die Idee des Offerierens einer Kaltschale geboren worden, ein Damengetränke, das über einen überaus hohen Alkohol- und Unterhaltungsgrad verfügt.
So wurde der Hexenkessel nun eben eingeheizt und jenes Gesöff kreiert, das wohl Ursprung der sowohl irrsten (es gibt leider kein passenderes Wort) und lustigsten Party der ERASMUS-Geschichte werden sollte. Die Formel bleibt natürlich im Verborgenen auch wenn sie so manchem Partygast wohl mehrfach durch den Kopf ging. Beinahe 50 Internationals und Nationals hatten sich also eingefunden um einen wahren Reigen der Kuriositäten zu veranstalten, sowohl auf zwischenmenschlicher wie auch auf fast allen Ebenen. Wo sonst kann es sich nämlich zutragen, dass ein Inselaffe ein Hausdach erklimmt um von dort den rauchenden Hausherren glauben zu machen, es würde geistern? Und dass besagter Inselaffe hilflos durch ein Fenster in den oberen Geschossen zum Zeugen eines bemitleidungswürdigen Individuums beim Revuepassieren des Abends mit Hilfe des Mageninhaltes wird? Und so sollte es munter weiter gehn, der Grünling fiel schließlich angesichts massivem Bierüberschusses so heftig in die Federn, dass die überaus zarte Französin am anderen Ende des Bettes überaus unfreiwillig aus besagten gehoben wurde und im grazilen Bogen den Fussboden ansteuern musste. Es muss hier erklärt werden, dass besagte französische Mitstudierende nicht zum Zwecke körperlicher Interaktionen die Wiege des Grünling angesteuert hatte sondern um sich von der Kaltschale zu erholen.
Tag drei, Samstag, London. Des Morgens hatte sich das wahre Maß der Verwüstung den Kriegern eröffnet, ein klebende schwarze Masse hatte den weißen Fussboden überzogen, einmal mehr erwies sich Stefan als Retter in der Not mit der notwendigen Druckhaftigkeit und Nachhaltigkeit am Wischmob. Nach dem das wilde Gloat sich einigermaßen kulitiviert hatte, wurde London angesteuert, sollten doch Models begutachtet und Wodka in der Absolut-Icebar degustiert werden. Die Irrungen und Wirrungen auf dem Weg zu beiden Destinationen würden den Rahmen sprengen, außerdem ist der Verfasser dieser unterhaltsamen Zeilen angesichts seines literarischen Ergusses durchaus schon etwas erschöpft. Es kann jedoch bestätigt werden dass die Models, die im Abercrombie & Fitch arbeiten, dazu in der Lage sind, einem den Kopf zu verdrehen und dass man für die Absolut-Bar im Vorhinein reservieren sollte. So wurde schließlich doch Chelsea angesteuert, Heimat des M.K. . Der Weg durch den Londoner Stadtverkehr sollte sich für den gezeichneten Grünling als etwas beschwerlich erweisen, bei diversen U-Turns erwies sich die leuchtende Farbe im nächtlichen Verkehr doch noch als überaus hilfreich.
Schließlich wurde der Palace des Grünschen Studienfreundes betreten, ein wahrer Segen auf die von Studentenhäusern geplagten Äuglein der Mannschaft. Die Kräfte der unbezwingbaren sollten für nächtliches Clubbing schließlich nicht mehr reichen, es wurde jedoch trotzdem das Feinste an russischem Kartoffelsaft kredenzt und dies in rauhen Mengen. Der Grünling war zwar angesichts schwerer Krämpfe nicht mehr in der Lage, die zähe Flüssigkeit selbst in sein Glas zu befördern, trotzdem genoss er die Stimmung im Kreise seiner Freunde in vollen Zügen, ein Abenteuer wie im Pfadfinderlager, große Klasse, ehrlich. Dass auch noch ein Bett durch die Masse von zweierlei Christophs zu Tode gebracht wurde, sollte dem Abend die finale Note verleihen. Das Bett darf als Sinnbild für die Selbstzerstörung dienen, die in diesen Tagen im englischen Februar betrieben wurde.
Zu sehr zeitiger Stunde, als der Nebel die englische Hauptstadt noch fest in seinen Klauen hielt, wurde nun der Weg in Richtung Startpunkt unserer Erzählung angetreten, ein Erlebnis dass sich dem Grünling wohl ein für allemal in die Ganglien gebrannt hat. London im zarten Nebel bei Sonnenaufgang, weder Mensch noch Mobil auf der Straße, eine Metropole im absoluten Stillstand,
Faszination pur. Der Themse entlang gings über die City auf die Brick Lane und schließlich war man schon voll auf Kurs in Richtung Flughafen. Da sowohl Fahrer als auch Copilot und Navigator nur der Stunden zwei geschlafen hatten wurde jedoch offensichtlich eine durchaus essentielle Ausfahr verpasst und unbewusst der Rückweg Richtung Reading angetreten. Als der Fehler schließlich erkannt wurde, war die Kacke at the Dampf, wie die Beginner so schön sagen würden. Mit Lichtgeschwindigkeit (was in der Realität "normaler" Menschen ungefähr dem Speed einer Schnecke gleichkommt) wurde eine Alternativroute berechnet und der Schwerpunkt der Reise in den rechten Fuß des Fahrers verlegt. Langer Rede kurzer Sinn: Der Flieger hob ab und die Burschen saßen drin!Vielen Dank dem wilden Gloat, hochachtungsvoll, Mr. Green.
(Anmerkung des Verfassers: Fotos werden nach Auffinden der Kamera nachgereicht)